Das war kein Dienst an der Bewegung, die sich gegen Rassismus und rechts einsetzt. Zumindest aus dem Blickwinkel eher bürgerlicher Kräfte ohne Lust auf oder Erfahrung mit Straßenkampf. Erst brannten in der Nacht auf den 16. Mai drei Fahrzeuge, die am darauffolgenden Tag die Übertragungstechnik für die "Querdenker"-Demo auf dem Cannstatter Wasen stellen sollten, später kam es durch autonome Aktivisten zu Übergriffen auf Mitglieder der Pseudogewerkschaft "Zentrum Automobil", die seit einigen Jahren massiv versucht, rechte Politik auch in Betrieben zu verankern. Drei davon wurden verletzt, einer davon, Andreas Ziegler, lag im Koma.
Keine schöne Geschichte, eine schlimme sogar. Und keine einfache für die linksliberale Szene. Seitdem macht vor allem das "Zentrum" um den Ex-Rechtsrocker (Noie Werte) Oliver Hilburger mit verwandten und verschwägerten rechtsextremen Medienportalen und Organisationen wie dem "Compact"-Magazin und "Ein Prozent" Solidaritätsarbeit für die drei Opfer und gegen DGB und IG Metall, in deren Kreisen sie Gewaltbereite wähnen. "Der DGB hat mitgeschossen!" stand auch auf dem Banner, das Identitäre kurz nach dem Vorfall vom Dach des Gewerkschaftshauses in Stuttgart ausgerollt hatten (Kontext berichtete).
Auch die Antifa mobilisiert, kürzlich erst bei einer der größten Antifa-Demos, die die Stadt je gesehen hat, martialisch in schwarz-rot, mit Pyrotechnik, für Solidarität mit den beiden Gefangenen "Jo" und "Dy". Den beiden jungen Männern wird vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts versuchter Totschlag vorgeworfen. Sie sollen "den Tod eines Geschädigten zumindest billigend in Kauf genommen" haben, schreibt das Gericht. Verhandelt wird bis in den September hinein. Am Montag war Prozessauftakt.
1 Kommentar verfügbar
Wolfgang Gebhard
am 25.04.2021