Angelika Zielonkas Gesicht blüht für einen kurzen Moment auf. Toll sei das damals gewesen, richtig lebendig. Damals – das war genau einen Monat lang. AktivistInnen hatten im April 2018 zwei Wohnungen in der Wilhelm-Raabe-Straße 4, Stuttgart-Heslach, besetzt: als Zeichen gegen Wohnungsnot und drastisch steigende Mieten. Feste im Hinterhof, Gespräche mit den Nachbarinnen und Nachbarn. Es kam Leben auf, wo Leerstand war. Das ist vorbei. Inzwischen trennt eine zwei Meter hohe Mauer in hellem Grau die Bewohnerinnen und Bewohner der Hausnummer 6 von der Hausnummer 4. Seitdem lässt sich der Hof, nun durch einen riesigen Trennwall unterteilt, nicht mehr gemeinschaftlich von der Nachbarschaft nutzen. "Das war ein Schock", sagt Zielonka. Von einem Tag auf den anderen stand da diese Mauer. Niemand sei vorher informiert worden.
Neue Nachbarn gibt es in der Wilhelm-Raabe-Straße noch keine, etwa zwei Jahre nach dem Ende der Besetzung. Dafür mussten alte Mieter auf Druck der Eigentümerin ausziehen, sodass sich der Leerstand noch ausgeweitet hat. Nur noch eine Wohnung ist aktuell von MieterInnen bezogen. Dabei wird Wohnraum in der Landeshauptstadt nach wie vor dringend gesucht. Eigentlich will die Stadt Stuttgart mit einem Zweckentfremdungsverbot verhindern, dass unbewohnte Objekte allzu lange unbegründet leer stehen. Wenn Wohnungen etwa länger als sechs Monate nicht vermietet werden, kann das städtische Baurechtsamt ein Verfahren einleiten und Bußgelder von bis zu 50.000 Euro verhängen.
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