Der eine war noch nie auf einer Demonstration, beschreibt sich selbst als "eigentlich recht zufriedenen" CDU-Wähler vom Land, aber die AfD findet er ekelhaft. Eine andere hat neulich protestiert gegen die homophobe "Demo für alle" in Stuttgart und fand dort eine Aktion besonders spitze: Ein paar Mädchen haben sich blaue Ballons geschnappt, einige Jungs rosane, um sich gegen die alberne Steinzeit-Zuordnung von Geschlecht und Farbe zu wehren. Wieder andere haben dafür zwar große Sympathien, befürworten aber eine härtere Gangart im Kampf gegen die Neue Rechte.
Michael Wilk leitet den Workshop über Formen des Protests. Er will nicht zwischen gutem und schlechtem Widerstand unterscheiden. Für den Frankfurter Arzt und Aktivisten ist vor allem entscheidend, dass Menschen überhaupt aktiv werden gegen Diskriminierung, Nationalismus und autoritäre Denkmuster. Wilk spricht sich dafür aus, sich nicht nur gegen AfD, Pegida und Identitäre Bewegegung zu engagieren, also nicht nur gegen den harten Kern des Rechtsextremismus, sondern gegen alle Formen von Rassismen. Und die ließen sich auch in der regierenden Politik erkennen, in Deutschland wie in Europa. "Beispiel Frontex", sagt Wilk und verweist auch auf deutsche Waffenlieferungen an kriminelle Vereinigungen in Libyen, um Flüchtende bereits in Afrika von Europa fernzuhalten. "Ich habe nie verstanden", sagt der Mediziner, "warum ein Deutscher mehr wert sein soll als ein Mensch, der einer anderen Nationalität angehört." Insbesondere vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit empfinde er diese Mentalität als erbärmlich.
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Erhard Korn
am 07.12.2018