Mittlerweile ist es nach solchen Äußerungen schon selbstverständlich, dass fiese Hasskommentare und Drohungen im Mail-Postfach einlaufen. So auch im Falle Kubon. Zudem verdrehte eine Online-Seite das Interview, betrieben von Sven von Storch, AfD-Beatrixens Ehemann, deren Leserschaft dann fleißig hasserfüllt kommentierte und teils mit tätlichen Angriffen gegen Kubon drohte. Kostprobe: "Die neue Regierung, die wir brauchen, muss alle Volksverräter bestrafen und an einigen schlimmen Fällen zur Abschreckung ein Exempel statuieren." Auch hübsch: "Die Verräter-Weiberregierung aus altem kinderlosen verwesenden parasitären Fleisch muss weg!" Meine Güte.
Die Polizei empfiehlt Security
Das jedenfalls rief die Ehninger Polizei auf den Plan, die großen Auflauf eher nicht gewohnt ist. Gegenüber den Veranstaltern meldete sie Sicherheitsbedenken an und empfahl, für die Palmer-Kubon-Geschichte bitte über Security nachzudenken.
Die "Stuttgarter Zeitung" titelte daraufhin: "Ein OB-Duell wird zum Sicherheitsrisiko". Wenn sich zwei Oberbürgermeister verbal die Köpfe einschlügen, würden womöglich Besucher angelockt, die das nicht nur im übertragenen Sinne täten, wird Daniela Toscano zitiert. Plötzlich erschien die Sache doch eine Nummer zu groß, die Grünen zogen zurück. Zu teuer sei der Sicherheitsdienst für einen finanzschwachen Mini-Ortsverband mit zu wenigen Leuten, die eine solche Aufregung stemmen könnten. So stand's in der Zeitung.
Von der Absage der Veranstaltung hat Franziska Deutschle, Vorsitzende des Kreisverbands Böblingen der Grünen, in der Zeitung gelesen. Und bei Daniela Toscano angerufen mit den Worten: "Leute, was ist denn da los? Können wir da nicht was gemeinsam machen?" Ja, gute Frage: Was ist denn da los? Kneifen die?
Auch für Daniela Toscano hatte die Absage im Abgang einen üblen Nachgeschmack. Toscano sagt, sie habe bei einem nachfolgenden Treffen mit den Parteifreunden dann doch um die Veranstaltung gekämpft. "Da gibt es jetzt kein Zurück mehr", habe sie gesagt. Und dass es schade sei um die Demokratie, wenn man nicht einmal mehr im Kleinen eine solche Diskussion abhalten könne. Auch Franziska Deutschle fragt: "Was wäre eine Absage denn für ein Signal?"
"Überwältigende Solidarität"
Damit waren die beiden grünen Frauen nicht alleine, denn, erzählt Deutschle, plötzlich habe das Ganze eine "gewisse Dynamik entwickelt" und es seien eine Menge Mails eingegangen von Menschen, die bereit waren, für die Veranstaltung zu spenden, so sie denn bitte stattfände. "Die Solidarität war wirklich überwältigend", sagt Deutschle. Das Ende vom Lied: Die Kreis-Grünen springen nun erst einmal finanziell ein, Stichwort Sicherheitsdienst, und schicken helfende Hände.
Rupert Kubon nimmt die ganze Aufregung gelassen. "Ich finde es sehr gut, dass die Veranstaltung stattfindet. Das ist eine gute Möglichkeit zur Diskussion", sagt er ganz oberbürgermeister-like zu Kontext. Er freue sich schon. 250 Plätze gibt es fürs Publikum. "Wird voll werden", sagt Daniela Toscano. Es hört sich ein bisschen stolz an.
3 Kommentare verfügbar
Horst Ruch
am 18.10.2018Das…