Im Schneegestöber sind sie vor wenigen Tagen über den Korntaler Weihnachtsmarkt gezogen. Knapp ein Dutzend ehemalige Heimkinder, die an einem Adventssonntag auf ihre Leidensgeschichte in den Heimen der Evangelischen Brüdergemeinde aufmerksam machen wollten. Im Großen Saal, wo die Pietisten Gottesdienst feiern, stellte die eine der beiden zerstrittenen Opfergruppen Kerzen auf. Auf einem Zettel war zu lesen: "Wie kann ein Aufarbeitungsprozess gut gelingen, der Betroffene ratlos, hilflos und ungehört zurücklässt?"
Doch auch wenn die Kritik nicht verstummt: Das Tempo zieht an in Korntal, seit im April mit Brigitte Baums-Stammberger und Benno Hafeneger zwei kompetente Aufklärer ihre Arbeit aufgenommen haben. Die ehemalige Richterin Baums-Stammberger zieht zum Jahresende Bilanz: "Wir sind auf einem guten Weg." 82 ehemalige Heimkinder haben der 70-Jährigen bis heute von Demütigungen, Schlägen und sexuellen Übergriffen berichtet, die ihnen im Flattich- und im Hoffmannhaus in Korntal zugefügt wurden. Viele sind überrascht von der Empathie der forsch wirkenden Jugendrichterin a.D., die nun Ansprechpartnerin der ehemaligen Heimkinder ist. Es geht um Anerkennung ihres Leids und eine angemessene Entschädigung.
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