Das war so noch nie vorgekommen in der schwäbischen Kleinstadt, aus der die Waffen von Heckler & Koch stammen. Jasmin Siddiqui, eine der Berliner Künstlerinnen, erzählt, ihr Kollektiv beschäftige sich mit sozialkritischen Themen, etwa der massiven Videoüberwachung in Berliner U-Bahnhöfen oder der Wohnungsnot dort. Aber auch die Rüstungsexportpolitik der Bundesrepublik habe sie empört. Dabei hätten sie sich mit Heckler & Koch befasst, dem "Exportführer des Todes mitten aus Deutschland: Oberndorf".
Also wollten die Berliner in den Schwarzwald fahren und schauen, wie die Oberndorfer so ticken. "Rocco und seine Brüder" waren gespannt auf einen Ort, der "gemütlich in der Illusion der Idylle vor sich hin schlummert". In ihren Weihnachtsmannklamotten fuchtelten sie mit Wasserspritzgewehren herum, verteilten Lebkuchenherzen mit H & K-Schriftzug und ließen ein Glücksrad mit Bomben und Totenschädeln rotieren. Rocco erklärt warum: Kinder in Krisenregionen töteten und würden getötet mit Infanteriegewehren aus Oberndorf.
Mit ihrer Aktion wollten sie herausfinden, wie die Menschen reagieren, wenn sie mit "Fake-Handgranaten Styroporblöcke in Aleppo-Optik umwerfen", erzählt Rocco. Sie hätten gestaunt, wie selbstverständlich die Kinder, aber auch die Erwachsenen damit umgehen: "Eltern freuten sich über Babystrampler mit Einschusslöchern und gratulierten ihren jugendlichen Kindern zu Treffern auf Kriegsruinen und Flüchtlingskinder." Der Besuch in Oberndorf sei ein Schock für sie gewesen, denn es schienen "alle stolz auf die hiesige Industrie zu sein".
Dass man in Oberndorf auf derlei Aufführungen nicht sonderlich erpicht ist, ist hinlänglich bekannt. So war auch diesmal die Reaktion vorhersehbar: eine Streife kam vorbei. Die Beamten habe weniger gestört, dass ein "mit zwei G-36-Plastik-Sturmgewehren und Patronengurten bewaffneter Nikolaus auf einem Weihnachtsmarkt durch die Gegend springt, als die Verwendung von Logos ortsansässiger Firmen wie Heckler & Koch", wundert sich Rocco. Nach etwa zwei Stunden sei Ordnungsamtsleiter Josef Geray aufgetaucht. Der habe gerufen: "Wir hatten hier schon genug Whistleblower! Packt ein und verzieht euch!"
Das hätten sie denn auch getan. Sie hätten "genügend Eindrücke gesammelt – leider so wie erwartet. Ohne zurück zu gucken, verließen wir noch am gleichen Abend die Stadt." Das Bedauern darüber soll sich in Oberndorf in Grenzen gehalten haben.
Letzte Kommentare:
Ist das eigentlich ein hochdotierter Posten, Präsident beim VfB? Hat dieser dubiose Ex-S 21-Sprecher denn nicht genügend Kohle anderweitig gemacht? Muß er sich mit 70 unbedingt noch präsidial aufplustern? Aber offenbar findet sich niemand aus einer...
Wir waren froh und erleichtert über dieses Urteil - Herzlichen Glückwunsch! Überrascht war ich über den Dank an den "Spiegel" - war dort die Berichterstattung doch stets hinter der Bezahlschranke und auf der Startseite nicht präsent. Aber vielleicht ist...
"Das Landgericht Mannheim sah sich außer Stande, zu beurteilen, ob die Chat-Protokolle gefälscht sein könnten." Ist das nicht auch dieses Landgericht, das so überaus emsig bei der Verfolgung des angeblichen Vergewaltigers Kachelmann vorging?
@Ge La, meinen Sie das wirklich? „Die Gewaltenteilung funktioniert zum Glück ,“ Wenn ja, wo haben Sie Ihre Schulbildung „abgesessen“?!? Bereits im Vorfeld der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde in ebensolcher Weise weiter gegen...
Weiter so, geht es schon wieder los in Deutschland, dass solche Leute vor Gericht recht bekommen und dann mit so einer Aussage des Vorsitzenden Richters Stojek, das gibt zu denken.
Das ist wirklich eine gute Nachricht!
Der gemessene und somit statistisch erfasste Stromverbrauch in der entwickelten Welt stagniert bzw. nimmt stark und kontinuierlich ab: https://moderndiplomacy.eu/2019/02/14/the-mysterious-case-of-disappearing-electricity-demand/ Teilweise ist das auf selbst...
Die Nakba-Ausstellung, die zur Zeit von der VHS Reutlingen gezeigt wird, dokumentiert klar nachvollziehbar und mit den entsprechenden Nachweisen die wissenschaftliche Diskussion, die sich spätestens seit den 1980er Jahren (international noch früher) an den...
Wunderbar! Die Gewaltenteilung funktioniert zum Glück , auch dank der professionellen Recherchen und dem durchhaltevermögen von Kontext!
Sehr erfreulich und trotzdem stellt sich im Moment noch die Frage, ob Herr Grauf nicht gezwungermaßen das Hauptsacheverfahren "anleiern" könnte, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Staatsanwaltschaft wegen seiner Eidesstattlichen Versicherung, dass die...
Herzlichen Glückwunsch zu dieser OLG-Entscheidung und Dank an Sie alle bei kontext für Ihre Standhaftigkeit. Die Freude war groß.
Danke, auch dafür, dass es KONTEXT gibt! "Der erste Kommentar kam von Edzard Reuter: "Die Feinde unserer Demokratie können sich nicht im Dunkeln verstecken!" KONTEXT schaut hin indes halb bin ich dabei! Der Klügere gibt nicht nach - alles andere wäre...
Ich denke, das eine neutrale Aufarbeitung der Fluchtbewegungen nötig ist. Zur gleichen Zeit wurden in allen arabischen Staaten Menschen jüdischen Glaubens vertrieben. Die Ausstellung ist gründlich mißlungen und wird berechtigterweise kritische Stimmen...
Eine tolle Nachricht!! Danke, dass ihr durchgehalten habt! Weiter so!
Es gibt doch noch gute Nachrichten für den Journalismus - Glückwunsch zum Erfolg und dran bleiben