Als sie den Wahl-O-Mat ausprobierte, musste sie erst mal schlucken. "Ich hätte nicht gedacht, dass meine Übereinstimmungen mit der CDU so groß sind", erzählt Theresa B. leicht verlegen. "Die ist nicht auf Platz eins gelandet!", schiebt sie schnell hinterher. Aber erstaunlich weit vorne. Eigentlich sieht sie sich selbst eher links. "Nicht Die-Linke-links", stellt die 21-Jährige eilig klar, als wäre das den Verrückten vorbehalten, sondern mehr so SPD oder Grüne. Aber um ehrlich zu sein, müsse sie einräumen: "Die Merkel finde ich ziemlich gut". Und ihrem Bruder, Benjamin O., geht es da ähnlich.
Nun wäre es in Heidenheim, wo die beiden aufgewachsen sind, wenig aufsehenerregend, für die CDU zu stimmen. Im Gemeinderat sitzt zwar ein Kommunist, und wie etliche andere Orte im Südwesten ist die Stadt über die vergangenen Jahre politisch ergrünt. Doch noch immer fährt die Union im bayerischsten Teil Baden-Württembergs, direkt an der Grenze der beiden Bundesstaaten, traditionell die besten Ergebnisse ein. Generell steht der ländliche Raum, wenigstens aus der zur Überheblichkeit neigenden Großstadtperspektive, im Verdacht, konservativ und spießbürgerlich zu sein. Doch die Jungwähler vom Heidenheimer Basketballclub wehren sich gegen diese Zuschreibung. Vom Essenstisch, erzählen die Geschwister B./O., seien sie ganz anderes gewohnt. Denn ihr Vater floh in den 90er-Jahren vor dem diktatorischen Regime aus Ghana und erarbeitete sich seitdem ein bisschen Wohlstand.
Manche Jungwähler hat der Rechtspopulismus politisiert
"Aber man muss ja auch selber schauen, was man gut findet," sagt Theresa B.. Inzwischen studiert sie in Würzburg Medienkommunikation. Dem örtlichen Sportverein, wo sie schon seit frühen Jugendjahren Basketball spielt, bleibt sie trotzdem treu, "sooft es eben geht", jedes Training bedeutet eineinhalb Stunden Fahrerei. Selbstverständlich mit dem Auto – hier in Heidenheim sei es ohnehin unüblich, den Nahverkehr zu nutzen, sobald man den Führerschein in der Tasche hat. Denn wo Busse nur im Stundentakt verkehren, bedeutet der eigene PKW heiß ersehnte Unabhängigkeit. Einmal im Jahr finden in der Ruine von Schloss Hallenstein zwar die Opernfestspiele statt, ansonsten gibt es im Ort aber eher wenig zu erleben.
3 Kommentare verfügbar
Ansgar Riemann
am 15.09.2017Es ist immer schlecht, wenn die U18 nicht auf der Seite einer Opposition sind, sondern das herrschende Regierungssystem stützen. Was sollen die denn dann machen,…