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Über manches schreiben nur wir. Weil es zu klein oder zu radikal für die großen Bühnen ist, weil andere nicht richtig hinschauen oder einfach keine Zeit mehr haben, in die Tiefe zu recherchieren. "Über manches schreiben nur wir" haben wir deshalb den Auftakt zu unserer Spendenkampagne betitelt, die bis Ende des Jahres unser Blatt schmücken wird. Kontext-Mitgründer Josef-Otto Freudenreich hat sich dafür mit einer löchrigen Zeitung fotografieren lassen, um die gähnende Leere auf den Pressebänken zu symbolisieren: überall dort, wo Berichterstattung nicht mehr lukrativ ist.

Den Niedergang des Lokaljournalismus' begleiten wir bei Kontext seit Jahren. Und weil die Sparzwänge in der Branche immer größer werden, bleiben immer mehr Themen auf der Strecke. Lücken, die wir gerne füllen würden. Das kostet Geld, das wir als gemeinnütziges und werbefreies Medium nur über Spenden einwerben können und wollen. Und da kommt unsere Kampagne, kommen Sie ins Spiel: Helfen Sie uns, unabhängig und kritisch zu bleiben.

Quelle versiegt

Unser Mitarbeiter war gerade in Österreich wandern. Übernachtet hat die Wanderbagage auf einer Hütte, wunderhübsch und urig, bis plötzlich, zack, das Wasser weg war. Quelle versiegt. Es sei schon in den vergangenen Jahren immer weniger Wasser gekommen, erzählten die Hüttenwirte. Dieses Jahr aber habe es so wenig Niederschlag gegeben, dass die Hütte jetzt schließen musste. Dadurch erscheint der zwei Tage zuvor besuchte AfD-Bürgerdialog in Bad Cannstatt noch surrealer: MdB Dirk Spaniel behauptete, ob die Welt ihren CO2-Ausstoß nun auf Null reduziert oder verdoppelt, sei "völlig irrelevant". Laut MdB Jürgen Braun werde Deutschland seit Jahrzehnten von einer "grünen Weltuntergangssekte" regiert, zu der er auch Angela Merkel zählt. Zum Glück steckte MdB Malte Kaufmann auf der Autobahn ein paar Stunden zu lange im Stau fest, sodass uns sein Auftritt erspart blieb.

Außer Kontext hat bislang kein Medium über die Inhalte der AfD-Veranstaltung berichtet. Die Rechten im Blick zu behalten, gehört seit Gründung zu unserem Anspruch. Denn was sich da zusammenbraut, macht sogar unseren Kolumnisten Joe Bauer zum "besorgten Bürger". Diese Floskel, schreibt er, "haben Medien und Politik seit Jahren auch für Arschlöcher parat, die nicht zu den Lieblings-Arschlöchern der Nicht-Arschlöcher zählen." Und wenn alles nichts hilft, wirft er halt "Celluloid Heroes" von The Kinks ein – guter, alter Sechzigerjahre-Britpop.

Ganz anders dagegen Ralph Suikat, der badische Millionär und Kassierer des neuen Wagenknecht-Vereins. Von unserer Autorin nach seinem Musikgeschmack gefragt, haut er "Timmy Trumpet" raus, was eher nach Neunzigerjahre-Techno klingt. Suikat ist voller Zuversicht, dass die aktuellen Herausforderungen bewältigbar sind – wenn Investor:innen ihr Geld sinnvoller anlegen und es endlich mal klappt mit einer Vermögenssteuer. In der rechten Blase kursieren zwar schon Montagen, die die rote Sahra mit Hammer und Sichel zeigen. Aber bislang klingen die bekanntgewordenen Programmpunkte eher sozialdemokratisch gemäßigt.

Weiter gehen wollte da die tatsächliche Kommunistin Frieda Unger, die "badische Rosa Luxemburg", an die unser Redakteur Oliver Stenzel in dieser Ausgabe erinnert. Der radikalen Denkerin ist zu verdanken, dass die Lahrer Aufstände im Jahr 1923, ausgelöst durch eine Hungersnot, ohne Blutvergießen verliefen. Auch das, liebe Leserinnen und Leser, ist ein Luxus, den wir uns nur dank Ihrer Unterstützung leisten können: die Geschichte ausführlich aufzuarbeiten und komplexe Vorgänge mit Tiefe darzustellen. Tausend Dank an alle, die diese Arbeit ermöglichen.


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3 Kommentare verfügbar

  • Bernd Letta
    am 25.11.2023
    Antworten
    Anmerkung zum Kommentar von Herrn Schott: die von Ihnen geäußerte Ansicht halte ich für reichlich naiv.
    Hierzu gibt es inzwischen sehr viel Informationen, welche vom Gegenteil zeugen. Journalismus, der nicht um Aufklärung bemüht ist, kann auch keinen Beitrag mehr zur Verteidigung der Demokratie…
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