Das Wort, das wir in den letzten sieben Tagen am häufigsten gehört und gelesen haben? Neben Toilettenpapier und Hamsterkäufen ziemlich sicher: abgesagt. Spätestens von Freitag an war die Betreffzeile der meisten in der Redaktion ankommenden Mails ziemlich einseitig: abgesagt, abgesagt, abgesagt. Zuerst alle Veranstaltungen mit mehr als tausend Menschen, dann auch kleinere. Das Frühlingsfest, die Bundesliga, das Trickfilmfestival, und ja, auch eine Kontext-Veranstaltung. Und inzwischen, in atemberaubender Geschwindigkeit, ist fast das gesamte öffentliche Leben – abgesagt. Oder besser: eingefroren? Oder nur verlagert ins Virtuelle?
Vor Kurzem erwähnten wir es noch als ganz außergewöhnliches Ereignis, dass eine Montagsdemo gegen Stuttgart 21 ausgefallen war: Orkantief Sabine vereitelte Nummer 501, nachdem davor über zehn Jahre lang keine einzige ausgefallen war. Eine Ausnahme, die, so war man damals überzeugt, so schnell nicht wiederkehrt. Es ging sogar noch schneller. An diesem Montag gab's die erste Online-Montagsdemo, Nummer 505 übrigens. Aufgezeichnet vorab, knapp eine halbe Stunde lang. Die Musiker der Capella Rebella musizierten, mit nicht ganz eingehaltenem Ein-Meter-Abstand, zu Beginn und zwischendurch. Tom Adler, Gottfried-Ohnmacht-Neugebauer und Doris Zilger hielten Reden, Angelika Linckh moderierte, und am Schluss verteilte Peter Grohmann sogar noch einen virtuellen Bürgerbrief, denn ohne sein dröhnendes Organ ist eine Montagsdemo nicht wirklich eine Montagsdemo. Noch nicht so richtig virtuell umsetzbar ist der Schwabenstreich. Mal schauen, ob das auch noch kommt.
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Ulrich Kurz
am 05.04.2020https://www.heise.de/security/meldung…