Den Autofahrern das Leben leichter machen durch ein Absenken der Spritpreise. Das hat Finanzminister Christian Lindner gleich zu Anfang des Ukrainekriegs machen wollen, als die Preise in bisher ungeahnte Höhen von mehr als zwei Euro pro Liter gestiegen sind. Der FDP-Politiker war sich sicher, mit seinem Vorschlag bei der Bevölkerung reichlich beklatscht zu werden. Denn der Tankrabatt ist bei den autoverliebten Deutschen äußerst populär. Auch bei denen, die ihn gar nicht nötig hätten. Der Architekt von nebenan zum Beispiel, der einen SUV fährt. Der Einwand, dass vielmehr diejenigen, die finanziell klamm sind, Unterstützung brauchen, stößt eher auf Unverständnis. Und am allerbesten wäre es, wenn alles so schön weiter läuft wie bisher in unsere schönen Wohlstandsblase.
Woher kommt eigentlich der Saharastaub?
Szenenwechsel: Kürzlich kam der Saharastaub bis nach Deutschland, färbte die deutschen Autos mit dem teuren Treibstoff im Tank hellbraun und verursachte lange Schlangen vor Waschanlagen. Von den Menschen, die im afrikanischen Wüstengürtel leben, wo der Sand herkam, ist uns wenig bekannt. Am Rande eines Dorfs in Niger hatte ich vor einiger Zeit eine denkwürdige Begegnung: Ein Familienvater ist zu Besuch nach Hause gekommen. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter führt er die Gäste aus Deutschland zu den Feldern, die er früher einmal bewirtschaftet hat. Zu sehen sind ausgetrocknete, rissige Böden. Der nahegelegene Fluss führt schon lange kein Wasser mehr. Der Regen bleibt schon lange aus.
Dem Mann bleibt nichts anderes übrig als anderswo Arbeit zu suchen wie viele seiner Leidensgenossen. Er geht dazu in die benachbarten Länder, wo er meist einfache Arbeiten auf dem Feld übernehmen kann, dort, wo noch Landwirtschaft möglich ist. Dafür ist er meist ein halbes Jahr von zu Hause weg und kommt nur für ein paar Wochen zu seiner Familie zurück. Der Dorfälteste beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Aber er kann nichts dagegen tun. Es gibt keinen Staat, der sich kümmert, der einspringt, der für Ausgleichsgelder sorgt, damit die Familie ihr Auskommen hat, auch wenn die Arbeit wegfällt.
Wer weiß von solchen Schicksalen schon in Deutschland? Und wer denkt wirklich einmal darüber nach? Das Gegenteil passiert: Wenn Menschen aus Afrika, die ihre Existenzgrundlage verloren haben, nach Europa kommen, werden sie als "Wirtschaftsflüchtlinge" eingestuft und oft noch verunglimpft als Menschen, die nur unser Sozialsystem ausnutzen wollen.
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Schmiddi
am 09.04.2022