Die Geschichte von Vater und Sohn beginnt in Pinache südlich von Mühlacker, das damals zum Oberamt Maulbronn in Württemberg gehört. Dort kommt 1874 Karl Oster zur Welt. Sein Vater ist von Beruf Schuhmacher und arbeitet ab den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts als Eisenbahnhilfswärter. Der Sohn Karl lernt Goldschmied, aber bei diesem Beruf bleibt er nicht: Schon 1897 lebt er in Stuttgart und ist Angestellter bei der Allgemeinen Orts-Krankenkasse (AOK). Ein Jahr später heiraten er und Rosalie Kuhn. 1902 wird ihr Sohn Carl Oster als drittes von neun Kindern geboren.
1906 wird Karl Oster Angestellter der SPD in Stuttgart und 1907 Akquisiteur des SPD-Parteiblattes "Schwäbische Tagwacht". 1908 gründet er zusammen mit anderen Sozialdemokraten das "Waldheim Heslach" im Dachswald im Stuttgarter Süden als Erholungsort für Arbeiter und ihre Familien – es ist damals das erste Stuttgarter Waldheim.
Von 1912 bis 1919 vertritt Karl Oster die SPD im Gemeinderat in Stuttgart. 1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Kaiserreichs, wird er zum Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg gewählt. Bei den ersten Wahlen zum Landtag des freien Volksstaates Württemberg 1920 wird er auf der Liste der SPD gewählt. Dieses Mandat behält er über drei Wahlperioden bis 1932. In dieser Zeit ist er Parteisekretär der SPD in Stuttgart und ab 1931 auch Sekretär des Konsumvereins, der in der Zeit der Weltwirtschaftskrise ab 1929, in der Millionen Menschen arbeitslos werden, Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs zu günstigen Preisen anbietet.
Republikaner aktiv gegen die braune Gefahr
Der Sohn Carl Oster, von Beruf Buchdrucker, wird wie sein Vater Mitglied der SPD. Er engagiert sich auch in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und dem "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", einer republiktreuen paramilitärischen Organisation, zur Verteidigung der Republik. Das "Reichsbanner" trifft sich im Waldheim Heslach und organisiert den Saalschutz für Veranstaltungen der SPD. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 muss Carl Oster in die Schweiz fliehen und arbeitet in Bern mit ebenfalls geflohenen Gewerkschaftern zusammen. Seine in Deutschland gebliebene Frau, mit der er einen Sohn hat, verlangt die Scheidung. Ihr zweiter Mann ist Nazi-Anhänger und erzieht den Sohn entsprechend.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 25.03.2025Oppenheimer – aus dem Leben einer jüdischen Familie. Vier Heidelberger Schicksale
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