Neben dem echten Stuttgart gibt es die Landeshauptstadt auch als Scheinwelt: Seit einem Vierteljahrhundert sind auf Hochglanz glückliche Menschen zu sehen, wie sie in einem glücklichen Tiefbahnhof in glückliche Züge steigen. Das Kontrastprogramm dazu sind riesige Baulöcher im Herzen der Innenstadt, bedingt durch die Arbeiten an S 21.
Wo schon Plakate und Broschüren dick auftragen, wie wundervoll man sich die Zukunft der Zukunft vorzustellen hat, spinnt das Worldwideweb manch eine Illusion noch weiter – zum Beispiel über das "schönste Stück Stuttgarts", das als Schlossgarten-Quartier unweit des Bahnhofs entstehen soll: Rund um das schon reichlich lang leerstehende "Hotel am Schlossgarten", das früher mal fünf Sterne zierten. Nun soll hier eines Tages ein "architektonisches und nachhaltiges Statement" entstehen, lehrt die Homepage zum Projekt: in Holzhybridbauweise mit begrüntem, begehbarem Schrägdach.
Wenn aus Plänen irgendwann Realität wird, entsteht die nächste Großbaustelle mitten im Zentrum und in der Einkaufsmeile, weil Teile des heutigen Komplexes abgerissen wird. "Der Mix macht's", trösten die Planer:innen, "Gewohntes bleibt, Neues kommt." Bisher hängt allein dieses eine Riesenplakat gegenüber dem Rest vom Bonatz-Bau am Hauptbahnhof, das Wohlwollenden unter den Ankommenden wegen solcher Realsatire aber immerhin ein Schmunzeln entlockt.
1 Kommentar verfügbar
Frank
am 19.03.2025Die Leute von Stuttgart Marketing / Tourismus Marketing machen einen extrem mühsamen, sysiphusartigen Job - keine Ahnung wie sie jeden Morgen den Elan aufbringen, damit weiterzumachen.
Müssen/sollen sie doch eine Monopoly-Spielwiese maskuliner…