Nächste Woche wird bei Belden der Betriebsrat neu gewählt. Eine große Überraschung ist nicht zu erwarten, denn es gibt nur eine Liste, das heißt, die Beschäftigten können ihre persönlichen Favoriten ankreuzen, Persönlichkeitswahl also. Dennoch ist jede Kandidatin und jeder Kandidat gespannt, wie viele Stimmen sie beziehungsweise er bekommt. Ein gutes Ergebnis stärkt den Rückhalt und die Verhandlungsposition. Papadopoulou wird sicherlich wieder sehr gut abschneiden, sie ist eine anerkannte Kämpferin und Verhandlerin. Wenn Kollegen in Streit geraten, redet sie so lange mit ihnen, "bis die sich wieder eingekriegt haben", sagt sie, "bevor die nach oben rennen." Oben bedeutet Personalabteilung.
Eine originäre Betriebsratsaufgabe ist das nicht unbedingt, doch Papadopoulou kann nicht anders. Ihr Spitzname im Betrieb: "Mutter Teresa". Im Ernstfall ist sie 24 Stunden lang erreichbar, was nicht ohne Folgen bleibt. Im vorigen Oktober ist sie umgefallen, "200er Blutdruck", sagt sie, "aber im Krankenhaus haben sie nichts gefunden." Tritt sie jetzt kürzer? "Naja. Alle sagen immer, ich soll´s ruhiger angehen, aber wenn viel los ist, ist eben viel los."
Mit ihren Leuten kämpft sie um jeden Arbeitsplatz und damit um jede Kollegin und jeden Kollegen. Zwar müsste die Firma beispielsweise nicht alle Azubis übernehmen, aber sie tut es auch weil der Betriebsrat darauf drängt. Und sie suchen rund 70 neue Beschäftigte. Leiharbeiter, die gerne genommen werden, um Auftragsspitzen abzudecken, und die der Betrieb dann wieder einfach los wird, gibt es nicht bei Belden. "Wir haben einen Flexpool aufgebaut für die Montage", erklärt Papadopoulou, "wir nennen das die Hausfrauenschicht". Die Kolleginnen arbeiten 17,5 Stunden pro Woche und sind ziemlich flexibel. Die ist beliebt, weil sie für viele die Vereinbarkeit mit der Kindererziehung bedeutet. Tariflohn inbegriffen.
Kinderbetreuung war für Papadopoulou Anlass, für den Betriebsrat zu kandidieren. "Als ich 2000 meine Tochter bekommen habe, hat mein Chef abgelehnt, dass ich Teilzeit arbeite", erzählt sie. Zum Glück sei ihre Mutter da gewesen. Damals habe sie sich geschworen, das besser zu machen, "vor allem für die Frauen". Mit einigem Erfolg. Ärger wegen Teilzeit bekäme heute niemand mehr. Papadopoulou lächelt breit.
Wer übergriffig wird, fliegt
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