Wer es wagt, diesen "Bedarf" zu hinterfragen, bekommt keine oder zögerlich-nebulöse Antworten. Der Bedarf ist einfach da, geschätzt, vermutet, hochgerechnet, irgendwie. Die Tatsache jedoch, dass dieser Bedarf von vielen Kommunen, die dafür auch richtig Geld in die Hand nehmen, zumindest teilweise erst geweckt und dann gezielt auf die eigene Gemarkung gerichtet wird, bleibt unerwähnt. Stattdessen führen Vorgänge wie der um die Bauplatzvergabe in der kleinen Gemeinde Ummendorf (Landkreis Biberach) dazu, dass bauwillige Familien inzwischen ernsthaft besorgt sein müssen, nicht mehr an Baugrundstücke früherer Flächengroßzügigkeit gelangen zu können.
In einem vergleichsweise spektakulären Beschluss vom 17. Juni 2019 (Az. 3 K 7459/18) hatte das Verwaltungsgericht Sigmaringen die Bauplatzvergabe in Ummendorf als rechtswidrig bewertet und die Vergabe gestoppt. Der Beschluss im einstweiligen Verfügungsverfahren bezog sich in der Begründung allerdings nicht auf die Kriterien der Bauplatzvergabe an sich, sondern rügte die beklagte Gemeinde zum Beispiel für den Verstoß gegen das Öffentlichkeitsgebot. Die Vergabekriterien in Ummendorf waren nichtöffentlich ausgekungelt worden.
Neue Geschäftsmodelle werden geboren
Nun geschieht, was immer geschieht, wenn ein Gut knapp wird: Neue Geschäftsmodelle werden geboren, die aus dieser Verknappung Kapital schlagen – und das Gut damit für alle noch teurer machen. Ein solcher Anbieter ist zum Beispiel das inzwischen bundesweit tätige Unternehmen Baupilot GmbH mit Sitz in Maselheim (Landkreis Biberach). Baupilot bietet sich Kommunen als digitaler Dienstleister bei der Vermarktung von Baugrundstücken, Gewerbeflächen und Immobilien an. Das Unternehmen kann auf hohe und höchste Auszeichnungen verweisen: 2017 "Cyber One" Landessieger ITK, Medien und Kreativwirtschaft, ebenfalls 2017 Sieger von "startup BW" Regionalcup Böblingen sowie 2018 Gründerpreis der Schwäbisch Media, Sonderpreis für digitale Innovationen. Baupilot wird Kommunen (wie zum Beispiel Ummendorf) vom Gemeindetag Baden-Württemberg ausdrücklich und namentlich empfohlen. Die nötige Software lieferte das Rechenzentrum ITEOS, eine Anstalt öffentlichen Rechts.
Den blendenden Glorienschein um Baupilot herum rundet der ehemalige Ulmer Oberbürgermeister und Rechtsanwalt Ivo Gönner ab. Der gibt Kopf und Expertise her und verspricht Gemeinden (wie Ummendorf) "rechtssichere Bauplatzvergabe". Stimmt gar nicht, kam gerade erst in einer Gemeinderatssitzung ebendort heraus. Baupilot-Geschäftsführer Mathias Heinzler ruderte bezüglich der versprochenen Rechtssicherheit coram publico zurück. Aber das ist nicht das Einzige, was an diesem Unternehmen "verwundert". Baupilot ist eine regelrechte Wundertüte.
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