Rechtzeitig zu den bundesweiten Großdemonstrationen war die Agentur Empirica präsent. Mit einem Papier und dem programmatischen Titel "Don't Panic: Der #Mietenwahnsinn geht absehbar zu Ende". Prompt findet die These weite Verbreitung in honorigen Medien. "Bauboom macht Hoffnung auf sinkende Mieten", ist im "Handelsblatt" zu lesen, in der FAZ lautet die Überschrift: "Die Mieten wachsen nicht in den Himmel", ganz so, als handle es sich um eine Tatsache.
Die Studie selbst ist noch gar nicht veröffentlicht, und im zehnseitigen Papier, das die zentralen Befunde vorab präsentiert, heißt es zur Methodik der prognostizierten Entwicklungen lediglich: "Quelle: Eigene Berechnungen." Das zentrale Argument, weswegen mit einer Entspannung am Wohnungsmarkt zu rechnen sei, lautet, dass in Deutschland aktuell deutlich mehr Neubauten fertiggestellt werden als in den vergangenen Jahren. Wenn es in den Großstädten mehr Angebote gebe, werde sich die Nachfrage entspannen und die Preise sinken, so die dürftigen Ausführungen, in denen belastbare Evidenz durch meinungsstarke Dogmen ersetzt wird. "Es [ist] höchste Zeit, jetzt die Herstellungskosten zu senken, bevor Investoren und Kapitalanleger ihre Baulust verlieren", warnt das Papier. Aber Obacht: "Ein (versehentliches) Überangebot dämpft die Mieten zulasten der Renditen."
Ganz neu sind diese Thesen nicht, vorgestellt hat sie schon vor gut zwei Jahren: Harald Simons, Vorstand der Agentur Empirica. Bereits Anfang 2017 verkündete der Immo-Experte, dass in "Berlin und München und möglicherweise auch in Hamburg zukünftig nicht mit weiter steigenden Neuvertragsmieten gerechnet werden" müsse. Daraufhin stiegen die Neuvertragsmieten in Berlin, München und Hamburg ganz exorbitant. In der Bundeshauptstadt erst um 8,0 Prozent innerhalb eines Jahres, und im Jahr darauf sogar um 9,2 Prozent. Macht nichts: Als einer von fünf sogenannten Immobilienweisen berät Simons die Bundesregierung in wohnungspolitischen Fragen.
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Frank Frei
am 05.04.2019