Das Timing von Döring, vom dem später noch die Rede sein wird, schien dieses Jahr nahezu perfekt. Globalisierung, Digitalisierung oder dieses Jahr der Schwerpunkt "Afrika – der Chancenkontinent" sind sicherlich ganz nette Diskussionsfelder, aber mit dem Amtsantritt von Trump hat der Gipfel sein eigentliches Thema. Das Thema, das jeden umtreibt.
Die neue Zeitrechnung hat den typischen schwäbischen Unternehmer kalt erwischt. Bisher war die Welt schön. Durch Fleiß und Erfindergeist kommen ständig neue Produkte des Mittelständlers auf den Markt. Und der ist überall. Gerne auch in den USA. Doch wie geht es jetzt weiter? Der böse Geist von Big T. schwebt über dem Kochertal. Strafzölle für Importware, Steuersenkungen für US-Betriebe, neue Regeln für Immigration und Aufenthalt – wer blickt da noch durch?
Miriam Meckel, Chefredakteurin des Co-Veranstalters und Medienpartners "Wirtschaftswoche" will "aufrütteln" und sieht bei Trump die vermeintlich längst in die historische Rumpelkammer verbannten Dämonen des Merkantilismus und Protektionismus wiedererwachen. Aber vielleicht ist Trump auch einfach nur "neidisch", weil es in den USA nur 400 Weltmarktführer gebe, in Deutschland dafür sage und schreibe 1300, mutmaßt Meckel. Doch was nutzt der tolle Vorsprung, wenn der Weltmarkt für die Führer wegzubrechen droht. Die Reaktion der Unternehmer fällt unterschiedlich aus: Von "Kataschdrofe" bis "der macht schulbuchmäßig das, was jeder neue Vorstand bei Dienstantritt macht: die größten Brutalitäten und Sauereien gleich am Anfang knallhart durchziehen."
Und dann holt der CSU-Minister den großen Knüppel raus
Als wäre das alles nicht schon furchterregend genug, taucht auf dem Kongress noch ein Mann auf, der mit geradezu apokalyptischen Bildern erschreckt. Von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, so heißt der Mann, Allgäuer mit CSU-Parteibuch, hätten das hier die Allerwenigsten erwartet. Müller gibt den Anti-Trump. Mit "The world first" lässt sich sein Credo auf den Punkt bringen. Zur Begrüßung verpasst er seinen Gastgebern, Meckel und Döring, gleich mal einen kurzen Einlauf. Denn Staus und mangelnde Wahrnehmung seiner Person mag er offensichtlich nicht. "Eine grausige Autobahn habt's ihr hier. Und schön, dass nach drei Jahren die 'Wirtschaftswoche' auf mich aufmerksam geworden ist." Doch das war nur das Präludium im kleinen Kreis, vor den versammelten Unternehmern holt Müller den ganz großen Rhetorik-Knüppel raus.
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Rolf Steiner
am 08.02.2017