1938 erwarb Stihl eine Fabrikanlage in Neustadt, das heute zu Waiblingen gehört. Als das Cannstatter Werk 1944 völlig zerstört wurde, zog das Unternehmen endgültig ins Remstal. 1939 hatte Stihl 250 Mitarbeiter, bei Kriegsende waren es 500, überwiegend Frauen und mindestens 100 Zwangsarbeiter.
Die Holzwirtschaft war wichtig, da das Reich von Erdölimporten abgeschnitten war. Der Treibstoff der Holzvergaser-Fahrzeuge wuchs sozusagen am Wegrand. Stihls Zweimann-Kraftsäge 43, kurz KS 43, leistete gute Dienste.
Nach Kriegsende musste Stihl im Lager Moosburg bei Fürstenfeldbruck drei Jahre lang Motorsägen reparieren. Er war 1933 in die NSDAP eingetreten und 1934 SS-Sturmführer in Höfingen geworden. "Im Spruchkammerverfahren bezeichnet ihn der Betriebsrat 1947 als 'fanatischer, aktiver Kämpfer für die nationalsozialistische Ideologie'", schreibt Ebbe Kögel, Mitglied des Bürgerprojekts AnStifter, in einem Leserbrief an die Waiblinger Kreiszeitung, den diese bisher nicht veröffentlichen wollte.
Doch Stihl hatte auch Fürsprecher. Sie erklärten, Zwangsarbeiter hätten bei ihm mehr zu essen bekommen als anderswo. Stihl erhielt seinen Persilschein: Als Mitläufer eingestuft, wurde er gegen eine Geldbuße von 500 Mark entlassen. Viel später, 1999, hat sich Hans Peter Stihl als DIHT-Präsident vehement für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter durch die Stiftungsinitiative "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" der deutschen Wirtschaft eingesetzt. Direkte Ansprüche an sein eigenes Unternehmen lehnte er ab.
Hans Peter Stihl: Bin kein Freund der Gewerkschaften
In der Nachkriegszeit produzierte Stihl auch Traktoren, um sich über Wasser zu halten. Doch es war das Geschäft mit der Kettensäge, das um 1960 endgültig den Durchbruch brachte. Die getriebelose Einmannsäge "Contra", die nur 12 Kilogramm wog, war weltweit konkurrenzlos. Der 63-jährige Andreas Stihl drängte den 27-jährigen Sohn, ins Unternehmen einzusteigen, das er in eine Kommanditgesellschaft umwandelte, mit gleichen Anteilen für alle vier Kinder. Mit seiner Schwester Eva Mayr-Stihl musste sich Hans Peter Stihl das Büro teilen. Dabei ist es bis heute geblieben. Die Geschwister speisen in der Unternehmenskantine, stellen sich wie ihre Mitarbeiter an der Essensausgabe an.
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Fritz
am 19.10.2016