Holger Douglas, Vorstand für Technik und Wissenschaft sowie Verbandssprecher, bezeichnete jüngst die SPD-Landtagsabgeordneten von Hannover, und damit auch Ministerpräsident Stephan Weil, als "Taliban von Niedersachsen". Weil die rot-grüne Landesregierung im vergangenen Herbst angeblich ein Gesetz zur Erleichterung der Unterbringung von ausländischen Flüchtlingen durchpeitschte, ohne die Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.
Douglas, der mehr als zehn Jahre beim Süddeutschen Rundfunk und ZDF arbeitete und heute eine Filmproduktionsfirma betreibt, verbreitet derartige Thesen auch über andere Kanäle. Der Journalist zählt zu den fleißigsten Schreibern auf dem Blog von Roland Tichy, dem einstigen Chefredakteur der "Wirtschaftswoche". Tichy wiederum erhielt 2015 die Hayek-Medaille der Wiener Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft, in der, siehe oben, Arbeitgeber-Gastautor Unterberger als Vorstand wirkt. So schließt sich das konservative Netzwerk zwischen Piefkes und Ösis.
Energiewende, Klimawahn, Flüchtlinge – alles schlecht
Bemerkenswerte Aktivitäten entfaltete auch Lukas Walangitang, der als 1. Vorsitzender und Finanzvorstand des Arbeitgeber Verbands fungiert. Der "Experte für Audit und Riskmanagement für ein im MDAX gelistetes Unternehmen", so seine Kurz-Vita, betreibt den Blog "ngowatch.de". Die Plattform soll eine "unabhängige, nachvollziehbare und ideologiefreie Aufklärung" über Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace oder LobbyControl ermöglichen und "zu einer sachlicheren, öffentlichen Diskussion über NGOs beitragen". Die meisten Beiträge des Blogs beziehen sich aber auf die Energiewende. Genauer gesagt aufs Schlechtreden der selbigen.
Energiewende und ein angeblicher Klimawahn sind neben der Flüchtlingskrise die Topthemen auch auf dem Arbeitgeber-Verbandsportal. Was nicht wundert: Mit Michael Elicker sitzt ein erklärter Windkraftgegner im Vereinsbeirat. Der Professor für internationales und europäisches Steuerrecht an der Universität des Saarlands gilt in der Windkraftverschwörer-Szene als Idol, seitdem er kürzlich beim Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch Windrotoren-Infraschall einreichte. Eine aktuelle Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg sagt freilich, dass Infraschall alltäglicher und <link http: www4.lubw.baden-wuerttemberg.de servlet is external-link-new-window>überall anzutreffender Bestandteil unserer Umwelt ist.
Während der Deutsche Arbeitgeber Verband auf seiner Homepage die Reizthemen unserer Zeit ausgiebig erörtert, geizt er mit Angaben über seine Mitglieder. Für welche und wie viele Unternehmen der Verband spricht, erfährt der Besucher nirgends. "Rund 90 Prozent der Mitgliedsunternehmen haben zwischen 5 und 100, einige sogar über 1000 Mitarbeiter", versichert Verbandspräsident Schmidt auf Nachfrage. Genaue Zahlen nennt auch er nicht. Mitglied in der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) ist der Wiesbadener Verein nicht. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass hinter dem Verband nur eine Handvoll Leute stehen, die mit Hilfe eines Internet-Auftritts politisch Mimikry betreiben. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Verband bislang kaum präsent. Das zeigen nicht zuletzt die bescheidenen Zugriffszahlen seines Internetportals. Vielleicht deshalb hat Reiner Kunzes aktueller Scharia-Brandbrief bislang kaum Wellen geschlagen.
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Blender
am 21.05.2016