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Werber Rommel wiedererweckt

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"Bezug – Das Projektmagazin" ist eine Hochglanzpostille der Bahn und Propagandablatt für Stuttgart 21. In der aktuellen Ausgabe instrumentalisieren die Blattmacher den verstorbenen Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel.

In der April-Ausgabe dieser Publikation findet sich auf Seite 25 eine <link file:9637>Art Hommage an den ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel. In einer Auflage von 180 000 Exemplaren und gratis. Rommel habe, so die einleitenden Sätze, "mancherlei Spuren in der Stadt und vielerlei kluge Sätze im Blätterwald" hinterlassen. Dazu gehöre auch ein "Interview aus dem Jahr 2008", das man "vor dem Hintergrund der kommenden Kommunalwahl aus dem Archiv geholt" habe.

Tatsächlich nahmen die Macher der S-21-Werbezeitschrift bei der Wiedergabe des Rommel-Textes zwei Manipulationen vor: Erstens war dies nicht schlicht ein Interview; vielmehr handelte es sich um eine Anzeige in der Form eines Interviews, die in mehreren großen Tageszeitungen geschaltet war, offensichtlich bezahlt von den S-21-Betreibern. Zweitens erschien das Interview nicht im Jahr 2008, sondern am 8. Dezember 2007.

Es handelte sich damals um eine indirekte Antwort der Projektbetreiber auf die Tatsache, dass kurz zuvor, im Oktober 2007, bekannt gegeben wurde, dass 67 000 Unterschriften gegen das Projekt Stuttgart 21 und für einen Bürgerentscheid zu diesem Projekt gesammelt worden waren. Kurz nach Veröffentlichung der "Interview-Anzeige", im Dezember 2007, lehnte es dann der Stuttgarter Gemeinderat mit einem Stimmenverhältnis von 45 zu 15 ab, einen Bürgerentscheid zu Stuttgart 21 durchzuführen.

Damals fand sich in dieser Anzeige die folgende Passage, die jetzt neu im Blatt "Bezug" wiedergegeben wird: "[Frage] Wird jetzt [mit Stuttgart 21] die beste aller Varianten umgesetzt? [Antwort Rommel] Eindeutig ja. Der Stuttgarter Flughafen und das neue Messegelände werden von Stuttgart 21 angeschlossen. Es gibt auch künftig nur einen Bahnhof, allerdings einen Durchgangsbahnhof. Dieser hat im Gegensatz zu dem Gleiswirrwarr des jetzigen Kopfbahnhofs deutliche Vorteile. Vor allem die etwa doppelte Leistungsfähigkeit, welche die Experten immer wieder geprüft und bestätigt haben, wenn Kritik geübt wurde."

Interessant zudem: Weggelassen wurde ein ganzer Absatz, in dem Rommel fordert, "den Schildbürgern in Stuttgart keine neue Heimat (zu) geben". Die S-21-Betreiber fürchteten offensichtlich, dass dieser Satz heute ganz anders gelesen werden könnte als von Rommel damals gemeint.

Da ist sie also wieder – die Behauptung von einer "doppelten Leistungsfähigkeit". Da die S-21-Macher das heute selbst nicht mehr offensiv vortragen, da sie allen Debatten zum Thema "Kapazitätslüge" ausweichen und da sie die Beweise, wonach mit S 21 die Kapazität des Stuttgarter Hauptbahnhofs um rund 30 Prozent abgebaut wird, ignorieren, kommt nun dieser plumpe Trick: Der ehemals äußerst populäre Ex-Oberbürgermeister wird als Betonwüsten-Fuchs an die S-21-Front geschickt.

Zu verdanken haben die S-21-Freunde Rommel tatsächlich sehr viel. Er hatte sein gesamtes Gewicht als beliebter Oberbürgermeister zugunsten von Stuttgart 21 in die Waagschale geworfen. Er hatte dabei oft auf raffinierte Weise höhere Werte angesprochen und anscheinend untadelige Persönlichkeiten zugunsten des Projekts instrumentalisiert.

So konnte man im März 1995 in der "Stuttgarter Zeitung" lesen: "Stuttgart 21 sei kein Etikett für Stuttgarter 'Großmachtstreben'. Das hat Oberbürgermeister Rommel gestern im Regionalparlament versichert. Die Versammlung hat das Jahrhundertprojekt einstimmig(!) begrüßt. [...] Der Oberbürgermeister schloss seine Ausführungen mit einem Zitat aus den Memoiren des russischen Kommunisten Leo Trotzki: 'Hätten wir noch mehr Zeit gehabt', schrieb der Revolutionär, 'hätten wir gewiss noch mehr Fehler gemacht.'"

Tatsächlich hat Trotzki Vergleichbares zur Situation im Krieg und im Bürgerkrieg geäußert. Er schrieb: "Nach einer allgemeinen Regel konnten in der Roten Armee Vertagungen nicht gewährt werden. Fehler hatten sofortige Bestrafung zur Folge. [...] Hätten wir [in den Zeiten des Kriegs; W. W.] mehr Zeit für Erwägungen und Diskussionen gehabt, es wären sicherlich viel mehr Fehler begangen worden."

Da im Krieg Zögern oft mit dem Tod bezahlt wird, machten diese Sätze durchaus Sinn. Wer solche Sätze allerdings in einer parlamentarischen Demokratie sagt, als Begründung für die Notwendigkeit eines solchen Großprojekts, muss sich nicht wundern, wenn sie als Kriegserklärung an die Stadt verstanden werden.


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13 Kommentare verfügbar

  • FernDerHeimat
    am 24.05.2014
    Antworten
    "Hannes" aka "Hans König" ist einer dieser Honorartrolle, die auf diversen Kommentarseiten (u.a. von STN/Z, SWP) schon seit längerem ihr Unwesen treiben.

    Zwischenzeitlich haben sogar diverse Pro21-Publikationen dies abstellen müssen, da die "übliche" Methodik dieser Form des miesen Astro Turfings…
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Ausgabe 709 / Bedeckt von braunem Laub / bedellus / vor 1 Tag 46 Minuten
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