"Für viele ist das eine einmalige Therapie", sagt Stephan Oppenländer, 44 Jahre alt, der den Weinanbau auf dem Hof leitet. Von den 330 Gefangenen, die in Heilbronn einsitzen, dürfen 16 auf dem Land arbeiten. Die Kontrollen dort sind lockerer als in der Stadt: Mehrmals am Tag wird gezählt, ansonsten eigenständig gearbeitet. "Hin und wieder läuft mal einer weg", sagt Oppenländer. "Aber bisher haben wir jeden wiederbekommen."
Raymond Allweil pflügt den Boden. Der 48-Jährige muss eine dreieinhalbjährige Haftstrafe verbüßen. "Weil ich zu viel Gras verkauft habe", wie er sagt. Zusammen mit seinen "Kollegen" kümmert sich Allweil um die Reben auf dem Hof. "Als Stadtmensch ist das nicht so meine Welt", sagt er. Trotzdem sei die anstrengende Arbeit viel besser als im Heilbronner Knast. "Hier hockt man nicht so aufeinander."
Das fertige Produkt darf Allweil nicht kosten – Alkohol ist im Gefängnis tabu. Dafür wird der Wein nach draußen verkauft. 60 000 Flaschen gehen jährlich über den Ladentisch, was der JVA Heilbronn einen Umsatz von 230 000 Euro und einen jährlichen Gewinn von 25 000 Euro beschert.
Während der Weinberg einmalig ist, existieren Gefängnisbetriebe überall in Deutschland. "Wir lassen Sie nicht sitzen" lautet das durchaus doppeldeutig gemeinte Motto, mit dem das Landesjustizministerium das "Vollzugliche Arbeitswesen" (VAW) lobpreist. Dass der Staat gut lachen hat, verwundert nicht, denn von den Arbeitsbedingungen können die meisten Arbeitgeber nur träumen: Der durchschnittliche Insasse verdient zwei Euro pro Stunde. Es gibt eine Arbeitspflicht, aber keine Gewerkschaften. Wenn die "Angestellten" Feierabend haben, benötigen sie nur wenige Meter bis nach Hause – in ihre Zellen.
1 Kommentar verfügbar
Florian
am 19.10.2013Was soll ich dazu sagen? Es paßt für mich ins Bild. Diejenigen die…