Es ist wichtig, mit den Menschen, die vor Ort betroffen sind, zu reden. Allein das Reden hilft. Manchmal denkt man, man darf die gar nicht ansprechen, weil alles so schlimm ist. Da muss man sich selber ein bisschen einen Ruck geben. Die Menschen wollen aber über ihre Sorgen, über ihr Leid reden. Da braucht man als Helfer berufliche Distanz. Manche Helfer brauchen nach dem Einsatz eine Beratung, weil sie mit den schrecklichen Bildern nicht umgehen können.
Wir wollen jetzt noch etwas Positives fragen: Was war ein besonderes Erlebnis für Sie?
Zum Beispiel bin ich öfters in Afrika unterwegs gewesen und es ist so toll, wenn man in ein Dorf kommt und von den Dorfbewohnern ganz freudig empfangen wird. Einmal haben sie extra einen Tanz aufgeführt, weil wir da waren und die Menschen dort unterstützt haben. Nicht weil wir von oben herab irgendwelche Geschenke verteilt haben, sondern weil wir einfach da waren und unterstützen haben, damit sie ihre Landwirtschaft weiter betreiben und wieder Nahrungsmittel anbauen konnten. Das sind sehr positive Erlebnisse und da bleiben auch Verbindungen bestehen. Zum Beispiel habe ich Kontakt zu einem Pfarrer im Südsudan, der versucht, zwischen den verfeindeten Gruppen dort Frieden zu stiften. Das sind sehr positive Momente, wenn einem auffällt, das man doch etwas tun und bewegen kann.
Wie hat sich die Lage entwickelt? Ist es besser oder schlimmer geworden mit dem Hunger auf der Welt?
Insgesamt muss man sagen, dass es nicht besser geworden ist. Millionen von Menschen weltweit leiden an Hunger. Es ist seit Jahren etwa gleich geblieben. Momentan stehen wir vor der weltweiten Sorge, dass sich Kriege, Bürgerkriege und Konflikte wieder verstärken, auch in Afrika. Da geht es sehr stark auch um den Kampf um Rohstoffe. Dann ist da der Klimawandel, es gibt mehr Dürregebiete, in Afrika breiten sich die Wüsten aus. Und deshalb werden die Fortschritte in der Bekämpfung des Hungers in gewisser Weise aufgefressen. Aber man kann sagen, wenn es keine Unterstützung gäbe, wäre die Situation um vieles schlimmer. Wenn man mal drüber nachdenkt, was man über die Jahre geleistet hat, was an Nahrungsmitteln verteilt worden ist, was an landwirtschaftlichen Projekten gefördert worden ist, dann kann man das schon so sagen. Es werden von Hilfsorganisationen auch Projekte gefördert, die zum Beispiel in der Landwirtschaft auf Pflanzen umstellen, die resistent gegen Trockenheit sind. Wenn man solche Projekte immer wieder besucht, sieht man, dass die durchaus erfolgreich sind und dass Menschen wieder Nahrung haben.
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