Und sie zementierte sich im Winter 2019.
Da kam zum Beispiel Mitte November der Fall Harald Gramm vom Dürachhof (600 Bullen) in den Gemeinderat. Sachverhalt: Der Bauer hatte sich den Bau neuer Lagerhallen genehmigen lassen. Gebaut werden musste in Hanglage, aber der sandige Boden machte Probleme, also entschied sich Gramm, den Sand durch Recycling-Baustoffe (Beton, Ziegel, etc.) zu ersetzen. Gramm hatte schon angefangen zu baggern, als das Landratsamt Biberach den Bau stoppte: 16.000 Kubikmeter neuer Boden sei nicht genehmigt gewesen. In der Sitzung befanden nun Obrist, die Baronin und Gummersbach die ganze Chose für "eine Hausnummer" und hatten Sorge um das Wainer Trinkwasser, weil in der Nähe des Hofs ein Brunnen zur Wasserversorgung stehe. Zur Beruhigung forderte von Herman eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Landratsamt. Stephan Mantz dagegen erklärte, es ginge doch nur darum, dem nachträglichen Bauantrag zuzustimmen. Der ging ohne die Stimmen der drei Frauen durch.
Anfang Dezember wurde im Gemeinderat behandelt, wie der "Baupilot", eine Online-Plattform zur Vergabe von Bauplätzen, auch für Wain genutzt werden könnte. Denn Geschäftsführer und Gesellschafter der GmbH ist Bürgermeister Stephan Mantz (Kontext berichtete). Manzt schlug eine Schenkung der Baupilot-Dienste vor. Die drei Frauen fanden, das habe ein Gschmäckle und forderten, eine "konkurrenzfähige Alternative" zu suchen. Und zu bezahlen. Letztlich wurde der Baupilot für umme beschlossen.
Mantz, der Macher
Der frühere Bürgermeister Christian Schlenk, sagt man im Ort, sei eher so larifari gewesen, habe wenig hinbekommen, bis auf die Gemeindehalle. Und der Mantz, ja, der holt jetzt alles auf, was der Schlenk verbaselt hat. Mantz wisse halt, wo er Geld herbekommt. Beispielsweise für die Industriebrache in der Poststraße, wo Bauhof und Feuerwehr hin sollen. Mantz wollte sich mit seinem Gemeinderat in eine Klausur begeben, zum "Querdenken" in dieser Frage. Und um die künftige Gemeinde-Entwicklung zu besprechen. Obrist, Gummersbach und von Herman lehnten ab: Gemeinde-Entwicklung nicht-öffentlich ginge gar nicht. Auch die Klausur wurde ohne die Stimmen der drei Frauen beschlossen.
Nach und nach wurde klar: So einfach, wie es im Gemeinderat mal war, war es nicht mehr. Da saßen nun drei, die für Widerspruch sorgten. Die nachfragten, statt abzunicken, und auch mal Stunk machten. Das passte den anderen Räten nicht. Und nicht ihrem Bürgermeister.
Der hatte sich zwischenzeitlich an die Polizei gewandt: Mehrere Bürger hätten ihm zugetragen, Lotte Obrist habe die Kommunalwahl manipuliert. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren bereits wieder eingestellt. Nur Tage danach ging ein Schreiben der drei Frauen beim Landratsamt Biberach ein. Von Herman sagt, das sei "ein Brief mit 12 Fragekomplexen" gewesen, weil die drei in mehreren Fällen die Gemeindeordnung nicht beachtet sahen.
Natürlich sickerte die Sache durch. Mantz erzählte herum, die Frauen hätten eine "Dienstaufsichtsbeschwerde" gegen ihn eingelegt. Die Räte regten sich auf. Die Wainer auch. "Schwäbische Zeitung" und "Südwestpresse" begannen, über diese Beschwerde zu berichten, mit der die Unbequemen dem Schultes schon wieder Knüppel zwischen die Beine werfen wollten. Selbst das Landratsamt zündelte mit. Später sollte sich herausstellen, dass das Amt "einige dieser Fragen" selbstständig "als Beschwerde gewertet" hatte. Die überdies in Gänze haltlos gewesen sei. So berichtet es die "Schwäbische Zeitung".
Etwa im Februar begannen "Schwäbische Zeitung" und "Südwestpresse" aktiv im Wainer Streit mitzumischen. Redaktionsleiter Roland Ray kommentierte die "ungute Entwicklung am Wainer Ratstisch" und wie "sachlich und beherrscht – in seinem Innern mag es gebrodelt haben" Stephan Mantz doch auf die fiesen Frauen reagiere. Mantz habe sich "als bienenfleißiger und kompetenter Rathauschef profiliert". Beate Reuter-Manz von der "Südwestpresse" jubelte, dass die Gemeinde dieses Jahr besonders viel investieren könne, weil Mantz "offenbar das Gras wachsen hört (...). Als Netzwerker mit guten Kontakten in viele Behörden unternimmt er jede Anstrengung, zu den allerersten Bittstellern zu gehören, um dann mit sorgfältig vorbereiteten Anträgen zu punkten." Und trotzdem vergehe keine Sitzung "ohne Spitzfindigkeiten".
Mobbing, Schikane, Komplott oder: Wer mobbt wen?
Mitte März kam es zum Eklat. Mantz habe noch überlegt, ob er die Gemeinderatssitzung wegen Corona überhaupt einberufen solle, dann aber entschieden: "Wir machen es." Kurz darauf hatte sich schon die erste WhatsApp-Gruppe in Stellung gebrach, die zur Teilnahme aufrief. Da war vom "Trio Infernale" die Rede, von den "garstige Zicken", einer schrieb: "Die drei Hexen sollen brennen!"
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Ruby Tuesday
am 20.06.2020