KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Tierheim Ludwigsburg

Ein Leben für Tiere

Tierheim Ludwigsburg: Ein Leben für Tiere
|

 Fotos: Kevin Brodbeck 

|

Datum:

Nach der Schule hat Kevin Brodbeck, Fotografiestudent der Merz Akademie, im Tierheim gejobbt. Dass Tierpfleger:innen nicht nur süße Kätzchen streicheln, war ihm klar, nicht aber, wie hart die Arbeit im Tierschutz sein kann, wie knapp die Zeit und das Geld. Tierheime seien ein bisschen wie Tafelläden, sagt er. Eine günstige Auslagerung von staatlichen Aufgaben, um sie als "erledigt" betrachten zu können.

Zurück Weiter

Seit sie 14 ist, engagiert sich Jenny für das Tierheim in Ludwigsburg. Erst ehrenamtlich, als sie alt genug war als Gassigeherin, später hat sie dort ihre Ausbildung zur Tierpflegerin gemacht. Heute wohnt die 27-Jährige auf dem Tierheimgelände und bietet Tieren, die mit dem Heimalltag nicht zurechtkommen, weil sie speziell, krank, alt oder sehr jung sind, in ihrer Wohnung Familienanschluss, bis sie vermittelt werden können. Aktuell sind das fünf Hunde, drei Katzen, zwei Kornnattern, ein Waschbärjunges und zwei Amselbabys, die alle zwei Stunden gefüttert werden wollen.

Ihr eigentlicher Arbeitsalltag besteht aus dem Füttern von 30 Hunden, aus Zwinger putzen, Decken wechseln, Augen- und Ohrensalben auftragen, alles mehrmals am Tag. Aus Gesprächen mit Interessent:innen, Hundetraining und den Prüfungen zum Wesenstest, den sogenannte Listenhunde ablegen müssen, weil sie als gefährlich gelten. Einer von diesem Schlag lässt sich hinter ihr gerade mit großer Freude in ein Wasserbecken plumpsen. Das Tier ist mit seinem Halter aus der Ukraine geflohen, der Halter aber kannte die Listenhunde-Gesetze in Deutschland nicht und konnte die für diese Rassen sehr hohe Hundesteuer nicht aufbringen.

Ihr Herz hat Jenny der Arbeit mit schwierigen Hunden geschenkt. Solchen, die einmal angeschafft und dann falsch oder gar nicht erzogen wurden, die "keine Lobby mehr haben". Schnell sei so ein Tier nicht mehr süß, sondern Arbeit, die heute viele Menschen nicht mehr leisten wollen, erzählt sie. Auf ihrem Schoß sitzt ein runder Chihuahua mit verbundenem Bein. Bevor er in Ludwigsburg ankam, hat er sein Leben komplett in einer Wohnung verbracht.

Kooperation mit der Merz Akademie

In den vergangenen Monaten hat Kontext mit der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart, zusammengearbeitet. Unter der Leitung von Anja Weber, Professorin im Bereich Visuelle Kommunikation, Videokünstlerin und Fotografin, haben Studierende im "Gestaltungskurs Fotografie und Kontext" fotografische Essays, Reportage und Porträts fotografiert und im Kontext-Print-Layout präsentiert.  (ana)

Das Ludwigsburger Tierheim wird von der Stadt grundfinanziert, am Leben gehalten wird es durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit. Es ist eines der wenigen mit einer Wildtierstation. Jenny wünscht sich, dass auf Wildtiere mehr Augenmerk gelegt wird. "Durch Flächenfraß schwindet deren Lebensraum. Und dort, wo Tiere und Menschen in Ballungsräumen aufeinanderstoßen, gibt es Probleme." Plötzlich klingelt ihr Notfalltelefon. Ein Mauersegler hat sich in einem Faden verheddert.


Wer dem Tierheim Ludwigsburg helfen will, kommt hier weiter.

Wir brauchen Sie!

Kontext steht seit 2011 für kritischen und vor allem unabhängigen Journalismus – damit sind wir eines der ältesten werbefreien und gemeinnützigen Non-Profit-Medien in Deutschland. Unsere Redaktion lebt maßgeblich von Spenden und freiwilliger finanzieller Unterstützung unserer Community. Wir wollen keine Paywall oder sonst ein Modell der bezahlten Mitgliedschaft, stattdessen gibt es jeden Mittwoch eine neue Ausgabe unserer Zeitung frei im Netz zu lesen. Weil wir unabhängigen Journalismus für ein wichtiges demokratisches Gut halten, das allen Menschen gleichermaßen zugänglich sein sollte – auch denen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben. Eine solidarische Finanzierung unserer Arbeit ermöglichen derzeit 2.500 Spender:innen, die uns regelmäßig unterstützen. Wir laden Sie herzlich ein, dazuzugehören! Schon mit 10 Euro im Monat sind Sie dabei. Gerne können Sie auch einmalig spenden.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


0 Kommentare verfügbar

Schreiben Sie den ersten Kommentar!

Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!