"Spiegel Online" nennt ihn den "Wunderlurch". Das liegt vor allem an seiner beachtlichen Fähigkeit der Wundheilung: Verletzt sich ein Tier, verliert es beispielsweise ein Bein, wächst dieses durch ein internes Zellerneuerungs-Programm automatisch nach. Deswegen ist die Spezies eines der gefragtesten Labortiere der Welt: Ob Hormonforschung oder regenerative Medizin – alle wollen das Geheimnis des Tiers entschlüsseln.
1804 brachte der Naturforscher Alexander von Humboldt Sondergepäck mit nach Europa. Zwei tote Axolotl schickte er ins Nationale Naturkundemuseum nach Paris, wo sie als exotisches Objekt ausgestellt wurden. Damit legte der Deutsche den Grundstein für die Axolotl-Forschung. Doch leider ist die noch immer Äonen davon entfernt, Medikamente für den menschlichen Gebrauch zu entwickeln. "Das Einzige, was wir bisher haben, sind experimentelle Studien", erläutert José Ocampo. Das Genom des Axolotls wurde bereits dekodiert. Mit 32 Milliarden Basenpaaren ist es zehnmal größer als das menschliche. Es sei zwar bekannt, welche Gene für die Regeneration von Körperteilen verantwortlich sind, jedoch nicht, wie diese Gene aktiviert werden. Zudem ist das lurcheigene Wundheilungs-Programm nicht perfekt. José Ocampo grinst leicht, als er die Anekdote auspackt: "Wir hatten hier einen Axolotl, der sich im Halsbereich verletzt hatte. Im Zuge des Regenerationsprozesses wuchs ihm ein Bein aus dem Hals heraus."
Am mythischen Megalurch kommt dagegen kaum einer vorbei. Der Axolotl ist in der modernen Popkultur das wohl am besten repräsentierte Amphibium: Bücher (Helene Hegemann), Serien (Pokémon), Filme (Dune), Computerspiele (Minecraft) und natürlich Literatur; 1956 widmete der argentinische Schriftsteller Julio Cortázar dem Wassertier sogar eine Liebeshymne. Ein Auszug: "Die Zeit fühlt sich weniger an, wenn wir still sind. Es war ihre Stille, die mich fasziniert hat, als ich die Axolotl zum ersten Mal sah."
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