KONTEXT:Wochenzeitung
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Kontext-Sommerserie

Geschlagene Zeilen

Kontext-Sommerserie: Geschlagene Zeilen
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Wer kennt es nicht: Da will man aufräumen, kruschtelt sich dann doch in alten Sachen fest und plötzlich ist da dieses eine Ding, schon ewig nicht mehr gesehen, das einen nicht mehr loslässt. Bei Kontext-Autor Martin Himmelheber war das eine alte Mappe – voll herrlich skurriler Schlagzeilen.

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Tja. Wenn einem Windräder quer im Magen liegen, passt auch der weiteste Schlabber-Pulli nicht mehr. Und wenn dann noch Käfer einen Strich durch die Rechnung fressen und der Nachwuchs am Saxophon schnuppert – was willste da machen? Martin Himmelheber, Kontext-Autor und Journalist der "Neuen Rottweiler Zeitung", hat sich "immer wieder gekugelt" vor Lachen, als ihm kürzlich eine Mappe aus alten Zeiten in die Hände fiel. Inhalt: Schlagzeilen aus den Neunzigern und den Jahren 2002 bis 2007, erschienen vor allem im "Schwarzwälder Boten", aber auch im "Südkurier", der "Neckarquelle" und der "Schwäbischen Zeitung". Blutiges Beispiel aus dem "Schwabo" der Neunziger: "Hobbychirurgen üben wieder nach Fasnet".

Aber keine Sorge, 2004 vermerkte die Zeitung zur Beruhigung: "Tod steigert Selbstwertgefühl". Auch bis heute gültige, ja nahezu philosophische Weisheiten wie "Landwirte nicht einfach überfahren" oder auch "Ein Mann ist keine Dauerlösung" sind dabei.

Abwässer der Gesamtstadt geschnuppert

Sommer-Softness

"Macht doch mal was Leichtes", hören wir immer wieder in unserer Wochenkonferenz. Was Schönes, Nettes, was zum Schmunzeln! Die Welt, sie sei doch schon übel genug. Also haben wir die Kontext-Sommerserie ins Leben gerufen. Über die großen Ferien schreiben unserer Autor:innen Geschichten, die sie schon immer mal schreiben wollten. Absurdes, Herzerwärmendes oder Nachdenkliches über zarten Blütenstaub, fremde Planeten und seltenes Federvieh. Die einzige Vorgabe der Redaktion: Das Thema muss leicht und fluffig daherkommen, wie Capri-Eis in einer lauen Sommerbrise.  (red)

In seinen Sammlerjahren war Himmelheber bei "Radio Neckarburg", damals der einzige von 16 Lokalsendern landesweit, der nicht zu einem Zeitungsverlag gehörte. Der Sender arbeitete deshalb mit denkbar knappen finanziellen und personellen Möglichkeiten. "Ich hatte ein Dutzend Freie, alles Hobbyfunker, die nach Feierabend oder am Wochenende Radio machten. Und über die wurde oft wegen ihrer Versprecher gewitzelt", erzählt er. "Ich hab dann die verkorksten Schlagzeilen gesammelt. Nach dem Motto: Die anderen sind auch nicht besser." Die schönsten Schnitzer hat er ausgeschnitten, sauber aufgeklebt und ans Schwarze Brett gepinnt: "Im Klärwerk Abwässer der Gesamtstadt geschnuppert" war sicher ein Event für die ganze Familie.

Das älteste Fundstück erschien am 15. Januar 1996 im "Schwarzwälder Boten": "Beim Essen soll der Appetit kommen – Sorgenkinder schmackhaft serviert". Und was war das wohl für ein Tag, an dem Ministerpräsident Erwin Teufel reichlich Lob auf Automatengebirge schüttete? Nahezu unverschämt liest sich heute "Am Stammtisch geboren – Freunde der Behinderten veranstalten Frühlingsfest". Und beim "Seele-baumeln-lassen am Galgen in Villingen" war wohl keiner freiwillig dabei.

Was also bleibt zum Schluss? Vielleicht der Schwabotitel von 2003: "Es bleibt die Wahl zwischen Pest und Cholera – lieber Feuerwehr oder doch die Stadtbücherei?"


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