Ein Mann steht auf dem Rücken zweier Pferde, jeder Fuß auf einem Sattel. Er trägt enge, hohe Stiefel, enge Hosen mit breitem Gürtel, einen Cowboyhut mit seitlich hochgebogener Krempe und eine Wildlederjacke mit langen Fransen. Nein, das ist nicht Texas, das ist Gaza. Der 24-jährige Abdallah ist Zirkusreiter wie seine ganze Familie. Dass ihn Johanna-Maria Fritz am Strand aufgenommen hat, hängt damit zusammen, dass er hier täglich auftritt – gratis.
Der weite Horizont des Mittelmeers steht jedoch zugleich für die Situation der Menschen im Gazastreifen: Sie haben das Meer vor sich, aber sie können nicht weg. Sie sind in dem 40 Kilometer langen Küstenstreifen gefangen. Zirkusvorführungen bieten ihnen Gelegenheit, sich aus ihrem von wirtschaftlicher Not, hoher Arbeitslosigkeit und Zerstörungen durch israelische Luftangriffe geprägten Alltag wegzubeamen. "Wenn ich trainiere, bin ich wie ein Vogel", erklärte ein Akrobat der Fotografin. "Ich schwebe über allem, über Gaza und über all meinen Problemen, über dem Leben."
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Manfred Fröhlich
am 07.06.2023