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Denkmal für die Diesel-Mafia

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 Fotos: Joachim E. Röttgers 

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Showtime in Bodman. Ein Wandrelief von Peter Lenk wird eingeweiht. Mit Bratwurst und Blasmusik. Doch der Anarcho-Künstler spielt der kapitalistischen Welt ihre eigene Melodie vor: Auf seinem Narrenschiff am Bodensee tanzen seit Sonntag deutsche Autobosse und Politiker einen makabren Dieseltango.

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Wer Lenk lobt, lebt gefährlich. Denn ganz schnell findet er sich in seinen Kunstwerken wieder, wie etwa EU-Kommissar Günther Oettinger. Oder wie Union-Fraktionschef Volker Kauder im Bananenröckchen. Doch Landesjustizminister Guido Wolf, ebenfalls CDU und eigens zur Einweihung nach Bodman gereist, gibt sich unerschrocken. Er sei ein Lenk-Fan, sagt Wolf vergnügt und lobt die Narren, die der Politik den Spiegel vorhalten. Ein kleiner Seitenhieb gegen den Parteifreund und CDU-Landeschef Thomas Strobl, der Lenk einen Skandalkünstler schilt und seine Kunst Sauereien. Kleine Gemeinheiten können nie schaden in der Welt der Politik, in der Parteifreunde ein Synonym für Feinde ist. Guido Wolf lacht vergnügt. Doch noch ist das Relief am Bodmaner Seeum versteckt hinter einer Plane.

Der Künstler allerdings ist bereits aufs Dach geklettert und lässt die Hüllen fallen. Sein Narrenschiff nimmt Fahrt auf, die Automanager und ihre Lobbyisten fühlen sich sichtlich wohl an Deck. Der Kunst-Anarchist zieht die Politik mal wieder gehörig an den Ohren und lacht gegen die Wirtschaftsbosse an. Und er hat mit Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe und Schrecken der Autokonzerne, einen kundigen Laudator, der Lenks lustige Narreteien in scharfe Worte gießt. "Ohne Tricks geht nix" – getreu diesem Motto hat der Provokateur den schärfsten Kritiker der Automobilkonzerne nach Bodman geholt. In aller Heimlichkeit, versteht sich. Wer einen Lenk bestellt, muss auf Überraschungen gefasst sein. Denn der will den öffentlichen Raum nicht den Spießbürgern überlassen. Und die Reden nicht den Politikern.

Und Jürgen Resch geht in die Vollen. Daimler, BMW, Volkswagen, Audi, Porsche und Bosch hätten sich zu einem kriminellen Kartell zusammengeschlossen und Profit gemacht durch Verschwörung gegen die Kunden, die Umwelt und die saubere Luft. Vom Diesel-Abgasbetrug ist die Rede, vom Paten Martin Winterkorn (VW), der in den USA mit Haftbefehl besucht wird. Von Daimler-Boss Dieter Zetsche, der den Kunden verspreche "Das Beste oder nichts" und tatsächlich die schlimmsten Abgaswerte liefere. Das entfaltet eine besondere Wucht, weil der weißhaarige Resch die Fakten mit sanfter Stimme und ohne rhetorischen Furor vorträgt. Dieselgate ist einer der größten Industrieskandale der Nachkriegsgeschichte.

Hinter Reschs Rücken lacht Peter Altmaier, der als Koodinator der Umweltsünden der Bundesregierung fungiert hat, fett von der Wand. Beatrix von Storch sorgt mit einem Maschinengewehr dafür, dass keine Flüchtlinge an Bord des Narrenschiffs klettern und die Party stören. "Der Staat ist bei uns an der Organisierten Kriminalität zu 20 Prozent fix und per VW-Gesetz beteiligt", sagt Resch mit einer Stimme, als läse er den Katechismus vor. Und schiebt nach: "Das Mafia-Denkmal in Italien finden Sie in Palermo, das deutsche Denkmal über die organisierte Kriminalität seit heute hier in Bodman." Gequältes Lächeln bei manchen auf den Bierbänken, aber auch frenetischer Beifall. Es ist wie immer bei Lenk – der Mann spaltet. Ein bisschen Blasmusik zur Beruhigung der Gemüter also. Die Männer vom Musikverein Ludwigshafen machen dicke Backen und geben ihr Bestes.

Der Künstler, Sonnenbrille, Kappe, Schnauzer, Hosenträger, sitzt inzwischen vergnügt unter einem Sonnenschirm, signiert seine Broschüre zum Narrenschiff und ältere Bücher, lacht und freut sich, dass zur Einweihung seines Denkmals für die Diesel-Mafia ein Justizminister angereist ist. Dem hat er das Heftchen zum neuen Kunstwerk geschenkt: "Für Guido" habe er hineingeschrieben, sagt Lenk und es mit dem Worten überreicht: "Wenn Sie als Justizminister diese kriminellen Verbrecher so jagen wie der andere Wolf kürzlich die Schafe im Schwarzwald, dann wähle ich zum ersten Mal CDU". Guido Wolf, der bekennende Lenk-Fan, hat immer noch gelacht. Vielleicht nicht mehr ganz so vergnügt wie zu Beginn der Veranstaltung. Er hätte es wissen müssen: Umarmungsstrategien gehen selten auf bei einem lustvollen Zündler wie Lenk.

Die lesenswerte Rede von Jürgen Resch ist <link file:38359 _blank internal-link-new-window>hier in voller Länge zu haben.


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4 Kommentare verfügbar

  • Jue.So Jürgen Sojka
    am 15.05.2018
    Antworten
    Denkmal?!? Da dieselt dann wohl die Mafia.

    Jetzt ist es notwendig, um ein Denkmal zu erhalten, das vergangenes Wirkung bis heute zeigt!

    Also hier zu Vergangenem von unserem Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Auftrag gegeben und von kompetenten Fachleuten erstellt:
    1998 - 1999…
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