Bei meinem ersten Besuch in Hamburg, im Sommer 1983, schleppte mich Günter als Erstes ins Salambo, das Sex-Etablissement seines Freundes Rene auf der Reeperbahn. Der fotografiert einfach alles, dachte ich, von Porno bis Pop, von den ersten Gastarbeitern bis zur Politik in Bonn und Berlin. So viel Geschichte und Günter war dabei und hat auf den Auslöser gedrückt. Beim Start der Beatles im Hamburger Star-Club, bei der Kommune 1 und den 68ern, beim Kampf der Anti-Atom-Bewegung in Brokdorf und Gorleben. Er hat Günter Wallraff bei seinen Untercover-Recherchen begleitet, und er hat sich nie gescheut, Position zu beziehen und sie in seinen Fotos zu zeigen: engagiert aufseiten der Schwachen, kritisch und meinungsstark.

Fotograf aus Leidenschaft: Günter Zint. Foto: privat
Nicht zu vergessen: In der Gewerkschaft habe ich ihn als aufrechten Kämpfer für unsere Rechte als Fotografen kennengelernt. Günter hat sich immer für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Honorare eingesetzt, und wenn es darum ging, seinem Grundsatz "Ran ans Motiv" zu folgen, hat er den auch vor Gericht erstritten. Seitdem dürfen wir zum Beispiel Polizisten im Einsatz fotografieren. Legendär ist sein Bild des Polizisten im Wendland mit einem Brett vor dem Kopf anstatt eines schwarzen Balkens. Willkommen in Stuttgart, Günter.
Die Sonderausstellung "Wilde Zeiten" wird am 27. Oktober, um 18 Uhr, im Stuttgarter Theodor-Heuss-Haus, Feuerbacher Weg 46, eröffnet.
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