Dabei ist Gegensteuern dringend geboten. Denn in dem Papier, das sich als Diskussionsgrundlage versteht, sind viele Daten und Fakten zusammengetragen. Danach nutzen beispielsweise schon zehn Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen, 17 Prozent der Acht- bis Neunjährigen, 46 Prozent der Zehn- bis Elfjährigen und 71 Prozent der Zwölf- bis Dreizehnjährigen mindestens einmal pro Woche TikTok.
Das wiederum ist bekanntlich die Plattform, die von Jugendlichen besonders gerne besucht wird. Wie die Uni Potsdam schon vor einem Jahr ermittelte, haben die offiziellen TikTok-Kanäle der AfD mit über 730.000 Follower:innen deutlich mehr Reichweite als die Kanäle anderer Parteien. Und in den ostdeutschen Ländern erreicht die rechtsextreme Partei doppelt so viele Nutzer:innen wie alle anderen Parteien gemeinsam – auch weil der TikTok-Algorithmus extreme Inhalte begünstigt.
Das Leopoldina-Team lässt Politisches beiseite, beschreibt aber, welche Funktionen vor allem für Kinder und abgestuft für Jugendliche bis 18 nicht verfügbar sein dürften: Suchtgefährdendes und Inhalte, die sich offensichtlich nur an Erwachsene richten.
Medienbildung ist allseits gewünscht
Özdemir und seine Kritiker eint immerhin der Verweis auf die Bedeutung von Medienbildung. Der frühere Bundeslandwirtschaftsminister, der einige Monate nach dem Ende der Ampel auch das Wissenschaftsministerium übernahm, verlangt, "im frühen Alter" anzusetzen. CDU-Experte Sturm will "Social Media nicht einfach wegsperren, die Medienkompetenz fördern und den konstruktiven Umgang mit digitalen Plattformen lernen".
Dagegen rät die Leopoldina, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: "In Kindertageseinrichtungen und Schule muss ein digitaler Bildungskanon verankert und fächerübergreifend unterrichtet werden, der auf zentrale Aspekte des digitalen Lebens vorbereitet, und damit meinen wir sowohl den souveränen und reflektierten Umgang mit sozialen Medien als auch das Wissen über Chancen und Risiken der Digitalität in unserer Gesellschaft." Aber eben nicht nur, denn formuliert ist auch eine lebenspraktische Empfehlung, die Eltern und Lehrkräfte aus der Seele sprechen wird, weil sie einem unter Kinder und Jugendlichen allgegenwärtigen Verhalten entgegenwirkt.
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