Kurz vor sieben Uhr am vergangenen Samstag. Eine kleine Menschenmenge steht vor dem Polizeiposten in der Arnulf-Klett-Passage: Journalist:innen, eine Handvoll Angestellte der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) und ein gutes Dutzend Freiwilliger. Letztere tragen schwarze Pullis mit orangefarbenen Aufdruck, der den Anlass des Zusammenkommens verkündet: "Let's Putz". Seit 1996 gibt es die gemeinsame Müllsammelaktion des Fördervereins "Sicheres und Sauberes Stuttgart" mit der AWS. Dieser Samstagmorgen war der diesjährige Auftakttermin. Mit dabei: Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). In oranger Montur der AWS schreitet er durch die Klett-Passage zum Treffpunkt, im Schlepptau einen Pressereferenten für den Social-Media-Auftritt, zur Begrüßung schüttelt er viele Hände. Nach dem Vereinsvorsitzenden spricht er ein paar Begrüßungsworte, oder genauer: Er liest sie von Karten ab. Im Sinne der schwäbischen Kehrwoche müsse man streng genommen jeden Samstag hier sein, meint Nopper. "Ja genau ey!", ruft ein betrunkener junger Mann, der Schaulustige hatte sich zur Menschenmenge dazugesellt, die versammelte Runde lacht. "Leider ist aus der Klett-Passage ein Unort geworden, der in vielen Teilen als unsauber und unsicher wahrgenommen wird", stellt der Oberbürgermeister fest. Aber er verspricht, die Klett-Passage werde "eine Renaissance" erfahren nach der Eröffnung des neuen Bahnhofs, "oder noch besser: eine noch nie da gewesene Perspektive haben".
Ein großes Versprechen, zumal die 1976 eröffnete Klett-Passage durchaus schon bessere Tage gesehen hatte. Daran erinnerte auch Stadtrat Matthias Oechsner (FDP) drei Tage zuvor im Verwaltungsausschuss: "Das war eine Topadresse." Jetzt sei die Klett-Passage eine "Müllabladestelle". Und herumliegender Müll trägt zur Kriminalitätsfurcht bei, wie die Stuttgarter Sicherheitsbefragung ergab, die im Ausschuss vorgestellt und besprochen wurde. 39 Prozent der Befragten gaben Schmutz und Müll in ihrem Stadtbezirk als "Incivilities" an, das heißt als "subjektive Störungen der sozialen und normativen Ordnung". Nur falsch abgestellte E-Scooter (50 Prozent) und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich (40 Prozent) wurden häufiger genannt. Grund genug also für Leonard Rzymann (CDU), die schmuddelige Klett-Passage im Ausschuss anzusprechen. Schon länger gilt sie der CDU-Gemeinderatsfraktion als "No-go-Area". Medienberichte stützen das negative Bild: Frauen anpöbelnde Männergruppen, Drogengeschäfte, Messerangriffe. Eine Polizistin bezeichnete vor rund einem Jahr "die Kletti" gegenüber dem Stuttgarter Pressehaus als "Dauerbrennpunkt".
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 22.03.2025Müll und Männer
und das im _Z u s a m m e n h a n g_ mit "Stuttgarter Sicherheit" – freiwillig öffentlichkeitswirksam im direkten Kontakt mit Bürger: innen, der Stuttgarter OB [Fn_1].
Angedacht, nur mal so angedacht:
Er, der untersetzte ältere Herr, würde…