Am Montag hat Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl erklärt, im November nicht mehr für den Landesvorsitz zu kandidieren, um seinem Zögling, dem 35-jährigen Manuel Hagel, Platz zu machen. Der hüllte sich zunächst offiziell in Schweigen, um sich zuerst der Konferenz der CDU-Kreisvorsitzenden zu präsentieren. Der Vorgang geht nicht nur die Schwarzen an. Er habe ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis auch zu Hagel, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) treuherzig. Angesprochen auf die weitreichende Personalrochade beim Koalitionspartner und die Auswirkungen auf die Zusammenarbeit, äußert der Ministerpräsident die Erwartung, "dass sich da groß mal überhaupt nichts ändern wird". Denn sein "Sparringspartner" sei nicht die CDU als Partei, weil die ohnehin eine wichtige Rolle speziell nur bei den Koalitionsverhandlungen nach Wahlen habe. Wenn sich der 75-Jährige da nicht mal gewaltig irrt. Die Erwartungen an den Generationswechsel und den neuen starken Mann sind schließlich richtig groß. Zumal Hagel versprochen hat, den lange Zeit so erfolgsverwöhnten Landesverband wieder schlagkräftiger zu machen und ihn zugleich zu verjüngen und Frauen größere Chancen zu eröffnen.
Abgeschnitten werden könnten ganz alte Zöpfe, denn innerparteiliche Machtkonzentration wurde über viele Jahre überaus kritisch beäugt an der Basis, im Mittelbau, aber auch unter den Spitzen der traditionell einflussreichen vier Bezirksverbände. Ministerpräsident Lothar Späth musste sich in den Achtziger Jahren sogar für die – vorübergehende – Abschaffung des Amtes eines Generalsekretärs verteidigen. Immer galt der Anspruch für alle selbstbewussten Vereinigungen und Arbeitskreise, wichtige Positionen einzunehmen, einzelne Stationen dienten dazu als Durchlauferhitzer für Höheres zuerst in Bonn, dann in Berlin. Dabei funktionierte das Zusammenspiel zwischen CDU-Ministerpräsidenten und CDU-Fraktionschefs oft keineswegs reibungslos. Genau in dieser Reibung lag aber die Würze, weil sich möglichst viele durch die "Baden-Württemberg-Partei" mitgenommen fühlen sollten und auch fühlten. Gegen und für die doppelte Staatsbürgerschaft in der ersten Gastarbeiter:innen-Generation hieß es unter Späth und dem damaligen Kronprinzen Erwin Teufel, für und gegen den Verkauf der EnBW unter Teufel und Günther Oettinger, um nur zwei der vielen Beispiele für den erfolgreichen programmatischen Spagat herauszugreifen.
Es geht mehr um Macht als um Inhalte
Ab dem Parteitag am 18. November und der absehbaren Wahl Hagels mit einem mutmaßlich hervorragenden Ergebnis zum erst siebenten Parteichef in der Landesgeschichte wird vieles anders. Ein smarter Slim-Fit-Typ aus der Randlage des Alb-Donau-Kreises mit stark schwäbischem Akzent und wiederkehrenden grammatikalischen Auffälligkeiten soll schultern, was alle Tandems oder Trios seit dem so schmerzlichen Verlust des Ministerpräsidentenamts im Jahr 2011 nicht geschafft haben: den anhaltenden Aufschwung aus eigener Kraft. Denn gegenwärtig schreiben Demoskop:innen auch der CDU hierzulande ins Stammbuch, dass der Gleichstand oder leichte Vorsprung vor den Grünen zum ganz überwiegenden Teil mit dem nicht gerade imponierenden Erscheinungsbild der Ampel in Berlin zu erklären ist.
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Dietmar Rauter
am 27.09.2023