Dazu spielt gerade der Südwest-SPD in die Hand, wie die Prominenz der Mitbewerber abgetaucht ist: Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein schwarzer Stellvertreter Thomas Strobl machen sich rar in dieser Phase des Wahlkampfs, die doch eigentlich längst eine heiße sein sollte. CDU Fraktionschef Manuel Hagel hatte sich bis gerade eben verabschiedet in die "quality time" mit der Familie und meldet sich mit einem der einfältigsten flüchtlingspolitischen Sätze in den Politik-Betrieb zurück: Es könnten nicht alle afghanischen Probleme innerhalb Deutschlands gelöst werden. Immerhin folgt die CDU Winfried Kretschmanns Vorgabe, dass selbstverständlich auch Baden-Württemberg Menschen aufnehmen werde.
In vielen anderen Fragen haben die beiden Partner um des grün-schwarzen Koalitionsfriedens eine Art Burgfrieden geschlossen und wollen sich bis zum 26.September nicht gegenseitig die Butter vom Brot nehmen. Wirklich in die Offensive gehen die erfolgsverwöhnten Südwest-Grünen ganz offensichtlich aber erst nach Ende der Sommerferien und damit in der allerletzten Wahlkampf-Phase.
Was ein Spiel mit dem Feuer sein kann, so die Ansicht von Fachleuten, die sich mit der starken Zunahme bei der Briefwahl befassen. Denn erster Schultag ist der 13. September, dann bleiben noch genau zwei Wochen bis zum Wahltag, und niemand weiß, wie viele Wahlberechtigte ihr Kreuz zu diesem Zeitpunkt längst daheim am Küchentisch gemacht haben. Noch ein Pluspunkt für die Roten, deren Aktien gegenwärtig so hoch stehen wie seit fast zwei Jahren nicht. Doch keine Beschreibung der Lage kommt ohne den Begriff volatil aus, denn die Aktien könnten wieder sinken vor dem Tag der Tage.
SPD wittert Morgenluft
Genosse Trend ist eben nicht mehr das, was er einmal war. Also gehören die keimenden Hoffnungen, nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich bei den SiegerInnen zu sein, intensiv auf ihre Belastbarkeit abgeklopft. Zum Beispiel mit Blick auf mögliche Koalitionen.
Rülke jedenfalls schickt für seine FDP die Ampel (Rot-gelb-grün) "bestenfalls auf den Bronzeplatz", er will bevorzugt mit CDU und SPD regieren. Was letztere ja schon ausgeschlossen hat. Für Jamaika (Schwarz-Gelb-Grün) bestehen wenig Chancen, was angesichts der weiter marktverliebten Positionen der Liberalen gerade im Kampf gegen die Erderwärmung auch eine Überraschung wäre.
Neben Rülke hirnen viele darüber, dass Deutschland vor einer Dreier-, genauer gesagt vor einer Viererkonstellation steht. Die von der Forschungsgruppe Wahlen erhobene politische Stimmung weist Mitte August aus, dass SPD und Grüne plötzlich nur noch gut zwei Prozentpunkte von einer Neuauflage ihres Zweierbündnisses entfernt sind. Dass da eine Dynamik entsteht, ist schon allein deshalb nicht ausgeschlossen, weil die SPD 2021 den schon so oft gemachten Fehler meidet und eine klare Koalitionsaussage präsentiert hat: zu Gunsten der einer Ampel und damit zu Gunsten der Grünen.
4 Kommentare verfügbar
Ralf
am 19.08.2021So ein Schmarrn.