Indessen zeigen gerade die Grünen, dass sich die Verhältnisse eben doch ändern können, wenn das Bewusstsein stimmt und die richtigen Leitplanken eingezogen sind. Feminismus gehört zu den Gründungseckpfeilern der Öko-Partei. Ganz ohne Wahlrechtsreform schickte die Basis mit ihrer KandidatInnen-Auswahl vor fünf Jahren 22 Frauen und 25 Männer ins Parlament. Diesmal sind es 28 und 30. "Das beweist einfach", sagt Anja Reinalter, die Vorsitzende das Landesfrauenrats, die für die Grünen in den Bundestag einzieht, "wie Quoten die Welt doch verändern." Der Weg der CDU zu dieser Einsicht ist eher länger statt kürzer geworden, nachdem der neue Faktionschef Manuel Hagel einen bekennenden Quoten-Gegner, den JU-Landesvorsitzenden Philipp Bürkle, zu seinem Büroleiter gemacht hat. O-Ton Bürkle: "Wir sind grundsätzlich dagegen. Wer sich einen Posten in der Partei verdienen will, der soll dies über Engagement, Leistung und Einsatz machen."
Strobl wird regelrecht zornig bei dem Verweis auf historische Beispiele, die genau das Gegenteil beweisen. Weibliche CDU-Abgeordnete rückten immer wieder für aufgestiegene oder für verstorbene Vorgänger als Zweitkandidatinnen in den Landtag nach. 2019 auch Isabell Huber für den über die Fraktionsgrenzen hinweg beliebten Bernhard Lasotta. Da passt ins Bild, wie sie selber Quoten skeptisch sieht und wie viele Unionsfrauen überhaupt nicht wahrhaben will, dass der Verzicht auf Quoten gerade zu Quotenbesetzungen führt. Natürlich wurde die 33-Jährige Mutter und PR-Expertin Generalsekretärin aufgrund ihres Geschlechts. Strobl schwärmt denn auch von der "tollen, jungen Frau in der Mannschaft" - in einer Zeit, in der selbst langjährige Sportreporter gelernt haben, auf den Begriff Mannschaft zu verzichten, wenn’s um weibliche Erfolge geht.
CDU hat den Koalitionsvertrag gebrochen
Aber die CDU will und wollte eben nicht lernen. Nicht 1992 als die SPD aus Gründen der Gleichberechtigung das Wahlrecht ändern wollte, nicht 1996 als die FDP in ihren Verhandlung vor Eintritt in die Regierung auf der Idee des Zweistimmen-Wahlrechts bestand und sie dann doch fallen lassen musste. Die Welt drehte sich weiter, in der Union selber wurde mal lauter und mal leiser über parteiinterne Quoten und Quoren diskutiert. In der SPD, in den Gewerkschaften, bei den Grünen wuchsen immer neuer Generationen von Frauen heran, die genau wussten, dass Männer die Macht von sich aus nicht teilen. Nur im Landtag wurde in der 16. Legislaturperiode von der CDU sogar der Koalitionsvertrag gebrochen, um die so lange überfällige Reform zu verhindern.
3 Kommentare verfügbar
Gerald Wissler
am 17.05.2021Abgesehen davon geht es bei…