Jetzt soll es weitere Treffen geben, gerade zum Forderungskatalog. Dessen erste 400 gedruckte Exemplare sind bereits vergriffen. Fast fünf Dutzend Ortsgruppen haben ihn unterzeichnet, von Schriesheim bis Isny, von Freiburg bis Ulm, erarbeitet wurde er gemeinsam mit den Scientists for Future Stuttgart und Professor Volker Wulfmeyer, Leiter des Instituts für Physik und Meteorologie an der Uni Hohenheim. Münden sollen die Forderungen in einen "1,5-Grad-Fahrplan".
Lob von der Politik, mal echt, mal vergiftet
In der Landespolitik wird das unterschiedlich aufgenommen. Andreas Schwarz, Chef der Grünen-Landtagsfraktion, bescheinigt der Fridays-for-Future-Bewegung, sie werde sehr zu Recht als Partner ernst genommen, genieße große Anerkennung und erhebe durchdachte Forderungen. Seine Fraktion werde "alle möglichen Hebel für mehr Klimaschutz im Land nutzen".
Anderes Lob ist teilweise eher vergiftet. Für die FDP-Fraktion begrüßt der Rottweiler Abgeordnete Daniel Karrais den Forderungskatalog, meint aber, er gehe an den Möglichkeiten des Landesgesetzgebers vorbei. Interessant, kontert Mundhaas, "wie die FDP schon eine Stunde nach unserer Pressekonferenz wusste, was nicht geht". Alles sei mit Wissenschaftlern ausgearbeitet, alle zehn Punkte könnten von Landesregierungen umgesetzt werden: "Wir hoffen, dass sich auch die FDP ihrer Verantwortung bewusst wird und die Einhaltung der überlebenswichtigen 1,5-Grad-Grenze priorisiert."
Den Grünen Schwarz hat die FfF-Bewegung zumindest in Teilen auf ihrer Seite, etwa bei der Idee eines Schattenpreises von 180 Euro pro Tonne CO2. Zur Erinnerung: Die Bundesregierung will ab 2021 mit zehn Euro pro Tonne einsteigen. Das 18-Fache davon ist die untere Grenze dessen, was laut Umweltbundesamt an Schäden durch den Ausstoß von schädlichen Gasen entsteht. "Alle landeseigenen Unternehmen und Einrichtungen müssen bei sämtlichen Entscheidungen und Ausgaben mit einem CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne rechnen", heißt es in FfF-Forderung Nummer 1, um Klarheit über die tatsächlichen Kosten zu bekommen. Bei allen Ausschreibungen müsse das Land fordern, dass sich bewerbende Firmen ebenso mit diesem Schattenpreis kalkulieren.
Das ist nahe am Sofortprogramm der Grünen-Fraktion: "Um die realen Kosten des CO2-Ausstoßes für Gesellschaft und Umwelt zu errechnen, soll nach Plänen der Grünen ein sogenannter Schattenpreis von 180 Euro pro Tonne CO2 eingeführt werden", heißt es darin. Und weiter: "Darunter verstehen wir eine Art ökologisches Währungssystem, das bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen anzuwenden ist, die – von Baumaßnahmen bis zu Beschaffungen der Verwaltung – den Fokus auf klimafreundliche Produktion und Planungen verschieben sollen". Um den Unterschied zu erkennen, muss niemand Sprachwissenschaften belegt haben. "Muss" heißt es bei den einen, "soll" bei den anderen.
Die FfF-AktivistInnen bemühen Fakten, Kretschmann Sophokles
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Manfred Müller
am 19.01.2020