Götz Kreder glaubt bis heute, alles richtig gemacht zu haben. Zunächst, als er im Frühjahr vor zwei Jahren ein Stuttgarter Flüchtlingsheim kontaktierte, um einen Auszubildenden zu finden. Unter einheimischen Jugendlichen, sagt er, habe er trotz intensiver Suche keinen Nachwuchs für seinen Malerbetrieb mit knapp zehn Mitarbeitern auftreiben können. Es war die Zeit, als viele Menschen nach Deutschland strömten, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. "Wir schaffen das", hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Höhepunkt der so genannten Flüchtlingskrise als Losung für eine Willkommenskultur ausgegeben. "Da machen wir mit. Schließlich haben wir als kleiner Handwerksbetrieb auch eine soziale Verantwortung", sagt der Malermeister rückblickend.
Ein passender Bewerber war schnell gefunden: Mohammed Hassan Miri, ein 30 Jahre alter Afghane. Im April 2015 hatte er einen Antrag auf Asyl gestellt und lebte seither geduldet in Deutschland. Das erste Zusammentreffen verlief vielversprechend - und markierte den Auftakt zu einem aufreibenden Hürdenlauf, den sich die Beteiligten so nicht vorgestellt hatten. "Damals gab es noch keine staatlichen Programme, um Geflüchtete in Ausbildung und Beruf zu bringen", erzählt Johannes Forster, Personalbetreuer des Malerbetriebs. Zunächst bedurfte es Dutzender Gespräche und Nachfragen bei der Arbeitsagentur, um grünes Licht für ein Kurzzeitpraktikum von Hassan in der Firma zu bekommen. Noch aufwendiger gestaltete es sich, den Afghanen als Auszubildenden anzustellen. "Den Ausbildungsstart zum 1. August 2016 haben wir nur Dank tatkräftiger Unterstützung der Arbeiterwohlfahrt unter Dach und Fach bekommen", sagt Forster.
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