Nirgendwo in Deutschland, wissen die Fahnder des Landeskriminalamts (LKA), leben mehr Mafiosi als im Südwesten. Mit "circa 140 mutmaßlichen Mitgliedern" wird ihre Zahl im Bericht für das Jahr 2015 angegeben. Schon seit den 60er- und 70er- Jahren seien "einhergehend mit der Anwerbung von Gastarbeitern, Stützpunkte gebildet worden", heißt es weiter. Aufgeführt werden die kalabrische 'Ndrangheta, die Stidda und die Cosa Nostra aus Sizilien, die Camorra aus Neapel und Kampanien und diverse Clans aus Apulien.

Die Agro-Mafia panscht auch Olivenöl. Foto: Roberta Sorge/Unsplash
Ein Jahr später bringen LKA-Experten ein neues "brisantes Thema" und unglaubliche Summen ins Spiel: "Mit dem Begriff Agro-Mafia bezeichnet die Polizei organisierte Straftaten im Zusammenhang mit dem italienischen Lebensmittelmarkt." Der Umsatz sei nach Untersuchungen des italienischen Bauernverbandes Coldiretti und des römischen Forschungsinstitutes Eurispes "in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und beträgt aktuell rund 15 Milliarden Euro" pro Jahr.
Oettinger ist nie was aufgefallen
Zu den in der vergangenen Woche Verhafteten gehört auch Mario Lavorato, der sich bekanntermaßen Günther Oettinger verbunden fühlte. Und umgekehrt. Viele Dutzend Male ging der CDU-Politiker in dem Weilimdorfer Lokal an Lavoratos Olive fritte vorüber, den Involtini di Melanzane, den gefüllten Pomodori und vielen weiteren Köstlichkeiten. Nirgendwo sonst in der Stadt war das Vorspeisenangebot exquisiter als im Stammlokal des aufstrebenden Jungunionisten. 15 Jahre lang, wird Oettinger später im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Praxis der Telefonüberwachung aussagen, war er bis zum Herbst 1992 regelmäßig Gast. Verdächtiges sei ihm damals nicht aufgefallen – weder am Wirt selbst noch in seinem Lokal oder im Umfeld –, "das auf etwaige Kontakte zur Mafia hingewiesen hätte".
Dabei war das herausragende Preis-Leistung-Verhältnis erstaunlich und die Diskussion um die Einführung eines Geldwäsche-Paragrafen seit Jahren im Gange. Bei einem Journalistenabend mit dem damals frischgekürten CDU-Fraktionschef Oettinger, Anfang der 90er Jahre, gab der Wirt aufgeräumt Auskunft darüber, wie das aus- und einladende Antipasti-Angebot entstand: Seine Familie habe viele Rezepte gesammelt, Tanten und Großtaten gingen ihm gern zur Hand.
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Gerald Fix
am 20.01.2018