Dieses Land war, weiß Göttin, schon weiter. Nicht nur weil das Sozialministerium im Gegensatz zu früheren Legislaturperioden, die Frauen-Agenden nicht einmal mehr im Namen trägt. Für Manfred Lucha, den grünen Ressortchef, der sich selbstbewusst als "Gesellschaftsminister" versteht, sind Gleichstellungsfragen noch weniger als bloßes Beiwerk. Einschlägige Mitteilungen auf der offiziellen Homepage seines Hauses stammen bis heute aus der Zeit seiner sozialdemokratischen Vorgängerin, allen voran: "Baden-Württemberg wird in der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz durch Sozialministerin Katrin Altpeter vertreten." Das ist seit fast zwei Jahren Geschichte, was im Hause Lucha aber niemanden stört.
Seine Fähigkeiten zur Selbstdarstellung lebt der Minister in anderen Bereichen aus. So <link https: sozialministerium.baden-wuerttemberg.de de ministerium minister-manne-lucha ein-tag-mit-manne-lucha external-link-new-window>präsentiert die Webseite seines Ministeriums einen "exklusiven Blick" hinter die Kulissen, der jede Frau zum Gespött an Stammtischen und in den Sozialen Medien gemacht hätte: "Manne Lucha ist Frühaufsteher. Seit 6:30 Uhr kümmert er sich noch von seinem Hotelzimmer aus um die Regierungsgeschäfte."
Dazu gehören zuvorderst die – unstrittig wichtigen – Leib- und Magenthemen des eruptiven Ravensburgers mit oberbayerischen Wurzeln: der notwendige Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft, die Versorgung mit pflegerischen, ambulanten und psychiatrischen Diensten, die Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes. "Es gibt keine Ränder der Gesellschaft", sagt er, "alles, was stattfindet, ist mittendrin. Teilhabechancen für alle sind unabdingbar."
Lucha denkt an alle – außer Frauen
Der gelernte Chemiewerker und Krankenpfleger, der auf dem zweiten Bildungsweg einen Fachhochschul-Master in "Management im Sozial- und Gesundheitswesen" erwarb, ist ein zuweilen geradezu feuriger Redner und genießt das Wohlwollen des – <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik testosteron-und-sonnenblumen-4776.html internal-link-new-window>ebenfalls nicht als Feminist bekannten – Ministerpräsidenten. Ganz persönlich kümmert Lucha sich schon mal um eine angemessene Repräsentanz in der Heimatzeitung. Und er sieht sich sogar in der Kontinuität seiner Vorgängerin, weil nach Altpeter erneut einer an die Spitze sitze, "der vom Fach ist und Jahrzehnte sowohl therapeutisch mit Patienten, aber auch politisch an den Strukturen gearbeitet hat". Aber er ist eben ein Mann, und Männer sind in der Regel nicht scharf auf Frauenthemen.
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Detlef Laue
am 29.01.2018