Verlässlich. Nachhaltig. Innovativ. Drei Worte für ein grün-schwarzes Halleluja in Baden-Württemberg. Doch ob der Koalitionsvertrag, den diese Attribute schmücken, das Papier wert ist, auf dem er steht, wird sich zeigen. Manches spricht dagegen. Beispielsweise das CDU-Mitglied Joachim Pfeiffer beim Thema Verkehr. Seit 2002 vertritt der 49-jährige Politiker den Wahlkreis Waiblingen im Bundestag. Vom einfachen Abgeordneten aus der schwäbischen Provinz hat es Pfeiffer mittlerweile zum wirtschafts- und energiepolitischen Sprecher der Unionsfraktion in der Bundeshauptstadt gebracht. Wenn nicht im Berliner Politikbetrieb, dann setzt der promovierte Kaufmann gern auch zu Hause im Ländle politische Duftmarken. Als Chef der CDU-Fraktion im Verbandsparlament der Region Stuttgart.
In ebendieser Funktion grätschte Pfeiffer der südwestdeutschen Kiwi-Koalition dazwischen, als Grüne und Schwarze noch über Inhalte einer gemeinsamen Regentschaft verhandelten. Mit einer Jubelarie auf ein längst tot geglaubtes Bundesstraßenprojekt entlang der nordöstlichen Stadtgrenzen von Stuttgart. "Der Nordost-Ring spart Kosten für unsere Wirtschaft, entlastet die Bürger beim Fahren und ist ein effektiver Beitrag zum Klimaschutz", pries Pfeiffer die autobahnähnliche Schnellstraße, nachdem diese überraschend im Referentenentwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030 aufgetaucht war. Der aktuelle BVWP bildet die Grundlage für bundesseitige Verkehrsinvestitionen von rund 265 Milliarden Euro in den nächsten 15 Jahren.
Das 11,5 Kilometer lange Straßenstück, das die B 27 bei Kornwestheim und die B 14 bei Waiblingen verbinden soll, schlummerte seit Jahrzehnten unter anderem wegen chronisches Geldmangels in der kaum realisierungsträchtigen Kategorie "weiterer Bedarf" in den untersten Schubladen der Straßenplaner. Nun steht es mit der Projektnummer B29-G990-BW eine entscheidende Stufe dringlicher ("weiterer Bedarf mit Planungsrecht") im BVWP-Entwurf, den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) drei Tage nach den Landtagswahlen im März veröffentlichte. Das Straßenstück, dessen Bau- und Planungskosten auf knapp 203 Millionen Euro taxiert werden, begründet <link http: www.bvwp-projekte.de strasse b29-g990-bw external-link-new-window>das Projektdossier als wirtschaftlich, sodass "mit der Planung unmittelbar begonnen werden kann". "Wir fordern das Land Baden-Württemberg auf, jetzt sein Planungsrecht wahrzunehmen und das Projekt bis zur Baureife weiter voranzutreiben", gab Pfeiffer postwendend Vollgas, obwohl der Bundestag erst im Herbst die endgültige Fassung des BVWP beschließen soll.
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NRW porta
am 04.05.2016