Entgegen der jetzigen Behauptung hatte der Angeklagte F., damals als Zeuge im Untersuchungsausschuss Schlossgarten I unter Wahrheitspflicht stehend, nach den Wortprotokollen des Landtags, die Kontext vorliegen, am 29. November 2010 (Seite 150) unter anderem ausgesagt:
"Das habe ich selbst auch gesehen, wie Einsatzkräfte verletzte Personen nach hinten geführt haben, die dann im ersten Zug von uns versorgt wurden. Wir haben das auch mitgeteilt an den Führungsstab, dass solche Personen verletzt sind. Ich kann mich auch erinnern, selbst einen Notarzt an eine Stelle beordert zu haben, wo eine Person jetzt auf dem Boden lag. Von unserer Seite aus, wir haben informiert, dass es Verletzte gab. Und alle weiteren Maßnahmen wurden dann vom Führungsstab erledigt."
Am gestrigen dritten Verhandlungstag bestätigten beide Angeklagte nochmals, dass nicht Walz, sondern Stumpf die Freigabe unmittelbaren Zwangs erteilt habe. Sie betonten überdies, ihnen sei kein Fall eines vergleichbar großen Einsatzes bekannt, in dem der Polizeiführer zwischendurch eine Pressekonferenz besuche und nicht erreichbar sei.
Zum besseren Verständnis: Es handelt sich bislang nur um die Schilderungen der Angeklagten, die durch zusätzliche Beweiserhebungen zu überprüfen sein werden. Dennoch war einiges erstaunlich.
Wie die Angeklagten ausführten, werden üblicherweise derartige Großeinsätze sehr langfristig geplant, in der Regel Wochen bis Monate, beim NATO-Gipfel sogar ein ganzes Jahr im Voraus. Hier sei es anders gewesen. Am 28. September 2010 seien sie erstmals bei einer Besprechung im Stuttgarter Polizeipräsidium mit dem bevorstehenden Einsatz vom 30. September um 15 Uhr und ihrer vorgesehenen Rolle konfrontiert worden. Es seien dann Einzelheiten besprochen worden, unter anderem auch die Bereitstellung von Wasserwerfern zur Sicherung der Gitter.
Sie hätten den Auftrag erhalten, bis zum folgenden Tag ein Konzept für ihren Abschnitt zu erarbeiten. Mit der Anforderung der Einsatzkräfte hätten sie nichts zu tun gehabt. Über Rettungsdienste sei nicht gesprochen worden. Am Morgen des 29. September hätten sie sich mit sechs Untergebenen in Böblingen zur Detailplanung getroffen. Man habe die Idee entwickelt, die Einsatzkräfte mit einem Sonderzug der Bahn direkt in den Stuttgarter Hauptbahnhof zu bringen. Der geplante Einsatztermin sei jedoch im Internet bekannt geworden. Eine Terminänderung habe man daher erwartet, aber noch nichts Näheres gewusst.
Stundenlanges Warten auf Stumpf
Am 29. September um 13 Uhr sei eine erneute Einsatzbesprechung im Stuttgarter Polizeipräsidium vorgesehen gewesen. Stumpf sei jedoch nicht anwesend und eine andere Person nicht entscheidungsbefugt gewesen. Man habe daher bis 17 Uhr tatenlos auf Stumpfs Eintreffen gewartet. Dieser habe dann in kleinem Kreis erklärt, der Einsatz werde vorverlegt auf 10 Uhr am Folgetag. Dieser Termin habe da bereits festgestanden. Stumpf habe bei Stuttgart 21 immer alles allein entschieden. Ob übergeordnete Stellen Einfluss genommen hätten, wüssten sie nicht. Aus Geheimhaltungsgründen habe Stumpf angeordnet, bei der anschließend in großer Runde folgenden Besprechung weiter 15 Uhr als Einsatzbeginn zu nennen.
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Leselotte
am 05.07.2014http://www.stimme.de/suedwesten/nachrichten/pl/Landtag-Verkehr-Bahn-Stuttgart-21-Gewerkschafter-Ex-Landesregierung-wollte-mich-mundtot-machen;art19070,3062488
Darauf sollte auch immer wieder hingewiesen werden:
>Zahl der…