Zugleich sind dem Professor Dr. jur. habil. Dr. jur. h. c. mult. viele Mittel recht, um darzustellen, dass Mappus "als Individuum verletzt ist", dass im oder rund um den Ausschuss anzusiedelnde "Denunzianten den Zweck der Diffamierung" verfolgen. In seiner Stellungnahme, spitzfindig, wortgewaltig, selbstgewiss, drastische Vergleich nicht scheuend, lässt er erkennen, wie wenig er von Politikern hält. Er weiß, wovon er spricht. Denn er war selber einer: der erste Bundesvorsitzende der "Statt Partei", die Anfang der Neunzigerjahre die Etablierten nervös machte. Deren Programmgrundsätze, schreibt der Politologe Frank Decker in seiner Abhandlung "Über das Scheitern des neuen Rechtspopulismus in Deutschland", liefen auf eine Frontalattacke auf den Parteienstaat hinaus. Am vergangenen Freitag im Landtag bekamen dessen Vertreter ihr Fett ab, in einer Art und Weise, die nicht ohne Nachspiel bleiben wird. SPD-Abgeordnete wollen, wenn die Protokolle in einigen Tagen vorliegen, weitere Schritte prüfen.
Zeitreise nach Nordhessen. In Baunatal kam Schünemann vor ziemlich genau zwanzig Jahren ins Vorsitzendenamt. Keine einfache Aufgabe, die bundesweite Ausdehnung einer Protestbewegung zu organisieren, die nur 80 Tage nach ihrer Gründung in die Hamburger Bürgerschaft und dann auch noch gemeinsam mit den Sozialdemokraten in die Stadtregierung einzog. "Weil sie politische Neulinge waren, konnten sie den Parteienstaat leicht als Selbstbedienungsladen anprangern und sich damit als Lobby für jene empfehlen, die von den Altparteien die Nase voll hatten", schrieb die Hamburger "Zeit". Von einer "totalitären Demokratie ohne Respekt vor Freiheit und Eigentum ihrer Bürger" fantasierte das schnell gezimmerte Programm und empfahl die Abkehr davon als "dringende Notwendigkeit". Ehrlichkeit, Offenheit und Dialogbereitschaft bei gegenseitiger Achtung vor dem anderen sollten "Grundlage jeder ernsthaften politischen Arbeit" werden.
Schünemann kam durch eine Zeitungsanzeige zur Politik
So gesehen kann nicht sehr ernsthaft gearbeitet worden sein in Baunatal und in den Wochen danach. Eine knappe Mehrheit wollte bei den Europawahlen im Sommer 1994 antreten, zu einem Wahlkampf sah sich die Basis aber nicht in der Lage. Einerseits, weil die Strukturen in den neuen oder noch gar nicht vorhandenen Landesverbänden fehlten, und andererseits, weil sich die Protagonisten aufs Unschönste beharkten. Und Schönemann machte munter mit. Jener Stil, den er an Mappus' Seite praktiziert, bescherte ihm schon 1994 bundesweite Schlagzeilen. "Der Münchner Strafrechtsprofessor, als politischer Nobody vor sechs Wochen zum Bundesvorsitzenden der Statt Partei gewählt", urteilte der "Spiegel", heize "mit wütenden Reden das Klima an in der Partei". Politische Gegner "denunziert er im Journalistengespräch als 'Schlamm-Maschine'". Und weiter: "Schünemann, der öffentlich gegen das 'Fassadenhafte der Demokratie' wettert, ist vielen Parteifreunden mittlerweile unheimlich." Seine nachts verfassten Rundbriefe, "in denen er wütend vor sich hin grollt, lösen bei den Empfängern meist Ratlosigkeit aus".
4 Kommentare verfügbar
Wilfried W.
am 04.03.2014-das Verhältnis von Mandant und Anwalt ist geschäftlicher Natur. Professor Schünemann muss nicht zur Mappus-Gefolgschaft gezählt werden.
-Anwälte müssen…