Ja, Ihr Rückhalt hat uns überwältigt – und beruhigt. Denn der Prozess gegen den Mitarbeiter zweier AfD-Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag kostet nicht nur Geld, er raubt auch Nerven und Zeit. Er erinnert aber auch immer daran, dass er ohne die Kontext-LeserInnen nicht zu gewinnen ist. Für sie gilt es, zu schreiben – oder zu zeichnen, wie es Karikaturist Oliver Stenzel und Comic-Ikone Gerhard Seyfried getan haben. Ja, die 260 000 Euro, auf die die gegnerische Kanzlei den Streitwert veranschlagt hat, und die bis zu 100 000 Euro Kostenrisiko für uns sind kein Pappenstiel. Ohne die Kontext-Community würde uns diese Prozesskeule erschlagen.
Danke auch für den moralischen Zuspruch. Denn natürlich ist es ein Ansporn, wenn uns in Mails und Briefen zugerufen wird: "Weiter so! Nicht einknicken! Ich schätze eure Berichterstattung." Das zeigt uns, dass wir keine Einzelkämpfer sind. Dass es viele Menschen gibt, die sich engagieren gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Die dagegen protestieren, dass immer mehr JournalistInnen, nicht nur bei Kontext, mit der juristischen Keule mundtot gemacht werden sollen.
Und die auch nicht schweigen, wenn zivilgesellschaftliche Gruppen wie die AnStifter mit hasserfüllten Mails bedroht werden. So geschehen nach der Verleihung des diesjährigen Stuttgarter Friedenspreises im Theaterhaus. Über die Auszeichnung freute sich Ruben Neugebauer, der den Preis für die Seenotretter von "Sea-Watch" entgegennahm. In seiner Rede prangerte er den Rassismus an, der Menschenrechte an der Festung Europa zerschellen lässt, und forderte das Recht zu gehen, das Recht zu bleiben für alle. Der Beifall im Theaterhaus war groß, die Hassmail kam am Tag darauf. Mit Beleidigungen wie "Polithuren" für die AnStifter und "Schleuserbande" für Sea-Watch und dem streng weihnachtlichen Wunsch, dass es allen AnStiftern und ihren Familien so gehen möge wie dem ermordeten Feuerwehrmann in Augsburg. Peter Grohmann, Mitbegründer der AnStifter, hat Anzeige erstattet. "Man darf sich nicht alles gefallen lassen", sagt er.
Ein Dankeschön geht auch an unsere AutorInnen Johanna Henkel-Waidhofer und Stephan Hebel, die mit ihren Beiträgen zur Verwahrlosung im Landtag oder der Idee eines Solidaritätsfonds gegen rechts unsere Spendenaktion bereichert haben. Nicht zu vergessen Redakteurin Anna Hunger, die das Hochrisikothema betreut und den Text geschrieben hat, den der Kläger nicht mehr online sehen will, sowie das übrige Kontext-Team, das in diesen turbulenten Zeiten die Nerven und den Kampfgeist behalten hat. Es soll ja auch noch jede Woche eine neue, lesenswerte Ausgabe erscheinen.
Die nächste Geschichte kommt bestimmt
Aber keine Bange, hier wird nicht gejammert. Dafür sorgen dann auch Leser wie ein gewisser "Bimbes" (!). Der wollte einen Negativbeitrag spenden, für den Anfang erstmal minus 327 000 Euro mit der Bitte, selbige direkt auf sein Konto zu überweisen. Davon würde er sich einen "richtig dicken Euro-6-Diesel kaufen, den gern mit einem Sticker 'Sponsored by Kontext:Verein für ganzheitlichen Verschissmus' (zwinker, zwinker) verzieren und dabei tonnenweise NOX und Feinstaub in die Luft blasen". Die Penunzen, wünscht er, hätte er gerne vor Weihnachten. Ein Wunsch, den wir unerfüllt lassen werden. Und aufgepasst, die nächste Diesel-Geschichte kommt bestimmt.
Das Geld ist auf unserem Konto gut aufgehoben. Da schaut auch der Kontext-Vorstand drauf, der uns alle mitträgt, zusammen mit unserer Verwaltungschefin Sibylle Wais, die alles feinsäuberlich notiert (Dank auch an euch!). Die letzte Spende vermerkte sie übrigens nach dem Kontext-Tischgespräch am vergangenen Donnerstag in der Redaktion. Da hat sie einen Hundert-Euro-Schein in unserer Sammelbox gefunden und sich gefreut wie Bolle. So können wir dem Prozess am 26. Mai in Frankfurt gelassen entgegensehen, und zur Gelassenheit tragen auch unsere Anwälte Markus Köhler und Ingwert Müller-Boysen bei. Denn beide machen, auch das muss mal gesagt werden, einen großartigen Job.
Bleibt uns noch, Ihnen allen schöne Feiertage zu wünschen. Und damit Sie etwas zu lesen haben in der freien Zeit, kommen wir auch am 1. Januar mit vielen Geschichten zu Ihnen. Online. Danach, für die Freunde des Papiers, in der taz. Alles wie gehabt.
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