Mit dabei war er von Anfang an, auch als Musiker. Er erlebte, wie Iren die deutsche Szene beeinflussten, ihr halfen, eine eigene Sprache zu finden: "Finbar Furey hatte es schon ganz zu Beginn auf die Burg Waldeck im Hunsrück verschlagen, dorthin, wo sich die deutschen Liedermacher trafen. Die waren sehr angetan vom Folk, den die Iren mitbrachten, und die Iren sagten ihnen: "Wo sind denn eure Wurzeln, singt doch auch einmal ein deutsches Lied, spielt uns eure Tradition vor."
Mit Volksliedern Politik machen
Das war nicht einfach. Das deutsche Volkslied war von den Nationalsozialisten vereinnahmt worden, die Tradition war verschüttet, die industrielle Revolution hatte die Menschen zuvor schon in die Städte getrieben. Die deutsche Liedermacherszene begann erst zu wachsen – und wurde Teil einer Szene, die sich gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland und gegen die Atomkraft stemmte.
Man schloss sich der "Grünen Raupe" an, einem Festival, das 1982 und 1983 durch Deutschland rollte und die noch jungen Grünen unterstützte; man spielte bei Wahlkampfveranstaltungen und nahm Teil an der Menschenkette, die sich am 22. Oktober 1983 mit mehr als 250.000 Menschen zwischen Stuttgart und Neu-Ulm aufspannte, um gegen den Nato-Doppelbeschluss zu demonstrieren.
Aufwind hieß die Band, in der Petr Pandula damals spielte. Mit dabei waren Thomas Geiger an Sitar und Gitarre, Hans-Jörg Riedel an den Keyboards, später der Gitarrist Ralf Illenberger, die Sängerin Anne Wylie und der Tabla-Spieler Boris Guntsch. Von keltisch geprägter Musik bewegten sie sich mehr und mehr zur Weltmusik hin; ein erstes Album mit Vertonungen der Gedichte Hermann Hesses erschien 1984. Auch anlässlich der Menschenkette trat Aufwind auf – unmittelbar vor Oscar Lafontaine. "Er hat damals eine starke Rede gehalten und alle Leute angesprochen", erinnert sich Petr Pandula. "Seither hat er sich sehr verändert."
"Generalstreik – ein Leben lang" hieß das zweite Album von Aufwind. Es erzählte vom internationalen Vagabundenkongress, der 1929 in Stuttgart stattfand (mehr dazu hier und hier). Rund 450.000 Menschen lebten in der Weimarer Republik auf der Straße, das Vagabundenleben besaß noch den Nimbus des Romantischen. Wenige Jahre später wurden die Vagabunden von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet. "Gregor Gog und die anderen Organisatoren des Kongresses wollten die Menschen, die damals arbeitslos wurden, davon abhalten, der Propaganda der Nazis zu glauben", sagt Petr Pandula. Während einer Demonstration in Mutlangen hatte er eine Frau kennengelernt, deren Großvater am Vagabundenkongress teilgenommen hatte – er lebte noch, stellte Fotos und Dokumente zur Verfügung.
Für Aufwind wurde das Album über den Vagabundenkongress zum Durchbruch: Die Band gab rund 150 Konzerte in ganz Deutschland, wurde nicht nur vom Süddeutschen Rundfunk eingeladen, nahm 1988 ein weiteres Album auf, das das Leben Mahatma Ghandis behandelte. Petr Pandula beteiligte sich an politischen Diskussionen, setzte sich ein für friedensbewegte Deutsche, die für ihr Engagement mit Geld- und Haftstrafen belangt oder aus dem Staatsdienst entfernt wurden.
Kulturelle Neandertaler in Wollpulli und Birkenstock
Und dann, sehr plötzlich, war diese Zeit vorbei. Deutschland feierte Wiedervereinigung, der Eiserne Vorhang fiel, alles war scheinbar gut und von den deutschen Liedermachern wollte keiner mehr etwas hören. Das schmerzt Pandula doch noch merklich: "In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden wir gefeiert wie Popstars, und plötzlich waren wir die kulturellen Neandertaler mit Birkenstockschuhen und Wollpulli. Dabei haben wir mit der Musik den Leuten etwas zurückgegeben, das die Nazis ihnen genommen hatten. Das ist eine Leistung, die nicht mehr anerkannt wird."
Spätestens seit den frühen 1990er-Jahren sind Folk und Weltmusik aus den Radios verschwunden. "Solche Musik", sagt Petr Pandula, "gehört nicht ins Sendeformat eines Privatradios, und die Öffentlich-Rechtlichen haben sich in Deutschland auf das Niveau von Privatsendern heruntergewirtschaftet. Das ist ein Armutszeugnis." Dem Irish Folk Festival jedoch blieb das Publikum treu. Es gab gute Zeiten für das Festival, es gab schlechtere, aber die Säle sind heute wieder voll. "Ich weiß gar nicht, wie es uns immer noch gelingt, das Stuttgarter Theaterhaus oder die Hamburger Fabrik auszuverkaufen", sagt Petr Pandula. "Die Plakatierung ist längst monopolisiert. Wir können uns das nicht leisten, auch teure Werbung nicht. TikTok oder Facebook/X finden wir scheiße, weil sie unsere Gesellschaft und unsere Demokratie zerstören. Leute kommen zu uns, obwohl wir in den Medien praktisch nicht stattfinden. Und wir haben das große Glück, dass die Leute, die uns buchen, seit 50 Jahren zu uns stehen."
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