"Der politische Anspruch ist zentral, von Anfang an", sagt Göser. "Dazu haben wir zum Beispiel klare Workshopzeiten, in denen es parallel keine Theatervorstellung oder Konzerte gibt. Wir verbinden Bildung und Unterhaltung." Schwerpunkt der Workshops sind die Themen Kapitalismus, Klimapolitik, kritische Männlichkeit oder auch Antifaschismus. "Es geht uns um eine differenzierte Betrachtung der Gesellschaft. Wir wollen die bestehenden Verhältnisse verstehen und verändern", sagt Göser. 18 teils parallele politische Workshops stehen dazu in diesem Jahr auf dem Programm. "Es gibt auch Praxisworkshops, die zu Kreativität und Skillsharing beitragen sollen, aber wir haben vor allem viele Vorträge, die sich mit einer materialistischen Kritik an Kapitalismus und Gesellschaft auseinandersetzen", sagt Göser. In dieser Hinsicht sei sich das AMS-Camp über die vergangenen 14 Jahre treu geblieben.
Die ersten sechs Jahre fand das Camp noch unter dem Namen "Action, Mond und Sterne" in Simmersfeld im Nordschwarzwald statt. Auf der Wiese an einem Skilift war das Camp noch "klein und süß", so die Organisator:innen. Doch als mit jedem Sommer mehr Menschen kamen, sei das Camp dem einstigen Namen entwachsen und werde heute nur noch mit der Abkürzung bezeichnet. Bis heute ist das AMS eng mit der Kulturwerkstatt Simmersfeld verknüpft, einem Verein, der in dem 2.000 Einwohner:innen-Dorf seit 1983 ein soziokulturelles Zentrum betreibt. Viele derjenigen, die das AMS ausgebaut haben, sind aus dem Umfeld oder direkte Nachfahren der Gründungsgeneration der Kulturwerkstatt und bis heute beim AMS aktiv. "Es gibt ein sehr großes Commitment zu dem Projekt. Es sind noch viele aus dem Ursprungskreis dabei", sagt Göser.
Campen auf Spendenbasis
"Früher war es vielleicht noch ein bisschen mehr learning by doing", sagt Gösner. Heute staune sie selbst über die Professionalität, die sich mit den Jahren entwickelt habe. "Wir haben jetzt auch ein Projektmanagement-Tool, um nicht jedes Jahr von Neuem anzufangen." Etwa 30 Personen umfasse der harte Kern der Vorbereitungsgruppe, die sich drei bis viermal pro Jahr persönlich treffe. Dazwischen gebe es zahlreiche Online-Treffen der zwischen Freiburg und Berlin verteilten Gruppe.
"Ohne Dich geht es nicht", sind beim AMS alle Teilnehmer:innen aufgerufen, beim Kochen, an der Bar oder beim Aufräumen danach zu helfen. Trotz des Wachstums solle so auch der Ursprung des Camps bewahrt werden. "Früher gab es ein Plenum mit allen Menschen auf dem Camp. Das geht mit 800 Leuten nicht mehr", sagt Göser. Auch wenn nicht mehr alle über jedes Detail informiert seien, solle es weiterhin viele Möglichkeiten geben, wie sich das Camp selbst organisiert. Im Infozelt hängen die Schichtpläne aus. Wenn alle eine Schicht in der Küche, bei den Klos oder in der Awareness machen würden, kommen wir gut durchs Wochenende, heißt es im Programmheft. "Je größer wir werden, umso mehr machen wir uns Gedanken, ob wir Dienstleister werden", beschreibt Gösner eine der Sorgen der Orga-Crew, der auch durch die vielen Partizipationsmöglichkeiten vor Ort begegnet werden soll.
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