Seit vergangenen Donnerstag ist es offiziell: Die Union Investment vermietet das historische Stuttgarter Metropol-Gebäude an die Filmtheaterbetriebe Lochmann. Unternehmer Heinz Lochmann betreibt bereits etliche Lichtspieltheater, nicht nur im Großraum Stuttgart: Zu seinen Häusern zählen etwa das Passage-Kino in Hamburg und das legendäre Kant-Kino in Berlin-Charlottenburg. Der Unternehmer aus Rudersberg, gelernter Bäckermeister, wurde schon als Jugendlicher von der großen Leinwand infiziert, weil seine Tante ein kleines Kino hatte. Er ist ein Abenteurer mit großer Liebe für das Filmtheater. Im Herbst 2022 habe ich mal mehrere Stunden mit ihm in einem Restaurant geplaudert; es war ein sehr unterhaltsamer Abend mit originellen Ansichten eines schwäbischen Mannes, der das Risiko sucht. Und dank "Spiel mir das Lied vom Tod" gelernt hat, warum du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein musst.
Als jetzt nach langen Verhandlungen sein Vertrag mit der Union Investment unterzeichnet war, meldete den Abschluss nicht etwa Heinz Lochmann, sondern das Finanz-Unternehmen: Sie wollte mit der guten Botschaft unbedingt vor dem neuen Mieter ins Rampenlicht. Der hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Vertrag noch nicht in der Hand, er war noch auf dem Postweg. "Ich mach keine dicken Backen, solange mir die Unterschrift nicht vorliegt", sagte er am Telefon.
Der OB gibt den Local Hero
Die Nachricht über die Zukunft des Metropols war noch nicht öffentlich, da meldete sich der Mann, der sich als wahrer Retter des traditionsreichen Kino- und Showbühnen-Gebäudes darstellt: Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper. Sein "Kommunikationsteam der Landeshauptstadt" verlautbarte auf Noppers Facebook-Seite: "Die Gespräche des Oberbürgermeisters haben entscheidend zu der jetzt gefundenen Lösung beigetragen." Umgehend verbreitete die CDU Stuttgart-Mitte eine weitere Helden-Version auf der FB-Seite "Stuttgart – meine Stadt": "Super Geschichte! Klasse, dass OB Nopper hier eine so gute Lösung vermitteln konnte."
Dieser OB hat den Drang, alles, was die Stadt positiv zu vermelden hat, postwendend zu vereinnahmen. Er spielt den Local Hero, was ganz unterhaltsam ist, seit sich nicht nur im Rathaus herumgesprochen hat, dass er öfter mal Probleme hat, selbst einfache politische Abläufe in der Stadt zu verstehen. Aber Eigenlob stinkt nicht in den Nasen derer, die sie hoch tragen. Als beispielsweise im Januar – bundesweit – entschieden wurde, die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln abzuschaffen, wählte Noppers "Kommunikationsteam der Landeshauptstadt" bei der Verbreitung der Nachricht die lustige Einstiegsformulierung: "Wie von mir bereits seit Wochen gefordert …". Die Bundesländer von Bayern bis Schleswig-Holstein waren beeindruckt.
2 Kommentare verfügbar
MartinaL
am 25.01.2023Besonders, wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Provinz-OB so einfach zu verhindern gewesen wäre.
Einfach zu verhindern.