Peter Lenk freut sich diebisch über das Zitat: "Darnach wann dieser Danz vergangen, die Schäfer zu laufen anfangen, ziehen sich bis aufs Hemd aus – es wird ein groß' Lachen draus." Fröhlich gibt der Bildhauer vom Bodensee die Worte Jakob Frischlins wieder und lacht in sich hinein. Der humorvolle Chronist des 16. und 17. Jahrhunderts habe die Zeilen im Jahr 1599 über den schwäbischen Schäferlauf gedichtet – eine laut Frischlin zwar "heidnisch und wollüstige", aber spaßige Tradition. Lenk kichert nicht nur über den Schalk des Lateinschulmeisters und Schriftstellers. Viel wichtiger: Die Reime lassen keinen Zweifel daran, dass die Schäfer einst unten ohne um die Wette rannten. Auch wenn sie das heute nicht mehr tun – für Peter Lenk ist das eine willkommene Anregung für seine Schäferskulpturen. Schon allein der Geschichtstreue wegen.
Die Stadt Bad Urach beauftragte den Künstler damit, ihrem traditionellen Schäferlauf ein Denkmal zu setzen. Urach, das sind 12.900 EinwohnerInnen, malerische Natur, idyllische Wanderwege, Wasserfälle, Fachwerkhäuser und Geburtsort von Cem Özdemir. Im nächsten Jahr feiert das dortige Heimatfest – Urach ist eine von drei Schäferlaufstädten in Baden-Württemberg – sein 300. Jubiläum. Bürgermeister Elmar Rebmann (SPD) gerät ins Schwärmen: Die "kulturhistorische Gabe" werde hochgehalten, ledige JungschäferInnen laufen noch immer um die Wette, viele junge Menschen sind in den Schäferlaufgruppen aktiv und Bad UracherInnen und Schäferlauf-Gäste sind stets begeistert, "da kommt unheimlich viel Verbundenheit zum Ausdruck". Bad Urach ist sehr, sehr stolz auf seinen Schäferlauf. Und der Bürgermeister sehr, sehr glücklich, dass der Schäferlauf zum Jubiläum im kommenden Jahr ein Denkmal bekommt. Und nicht zuletzt darüber, dass die Stadt mit Peter Lenk einen bekannten Bildhauer gewonnen hat.
2 Kommentare verfügbar
Kurt Adelsohn
am 17.02.2022Mit einem Peter Lenk, wird sich Bad Urach so richtig ins Visier bringen,…