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Corona-Opening

Keine Chance für die Krake Amazon

Corona-Opening: Keine Chance für die Krake Amazon
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Der Verkauf von Büchern macht nicht reich, aber zufrieden. "Es ist ein toller Beruf", sagt Beate Hiller von "Buch im Süden" in Stuttgart-Heslach. Gegen Amazon setzt sie sich erfolgreich zur Wehr, Corona hat sie passabel überstanden. Ein Kontext-Podcast.

Seit 1989 ist "Buch im Süden" Beate Hillers Laden. 2015 erhielt sie den Preis "ausgezeichnete Buchhandlung" und ihre KundInnen danken ihr für ihr Engagement fürs gute Buch. Als Hiller wegen Corona schließen musste, nutzte ihre Kundschaft den Webshop, bestellte also bei ihr und Hiller sowie ihre Mitarbeiterinnen lieferten die Bücher aus. Dass ihre Kunden bei ihr und nicht bei "der Krake Amazon", wie sie sagt, bestellen, habe sie sehr gefreut. "Und das machen die auch ganz bewusst", erzählt sie im Gespräch mit Stefan Siller.

Von den 6.000 Buchverkaufsstellen in Deutschland sind 3.500 klassische unabhängige Buchhandlungen. Der Rest gehört zu Ketten oder sind Bahnhofskioske, Tankstellen, Supermärkte. Gab es vor etwa 20 Jahren die große Angst, dass Amazon die meist inhabergeführten kleineren Buchhandlungen vernichtet, hat sich der Markt heute stabilisiert. Laut dem Börsenblatt des Deutschen Buchhandels sind die klassischen Buchläden zudem verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise gekommen. Keine Selbstverständlichkeit, zumal beispielsweise in Baden-Württemberg das Buch nicht zu den Grundbedürfnissen gezählt wurde, die Läden also in den diversen Lockdowns dicht machen mussten. In Berlin dagegen hatten Buchläden wie Supermärkte die ganze Zeit über auf. Als Baden-Württemberg Anfang dieses Jahres dann die Buchhandlungen vom Lockdown ausnahm, klagte prompt ein Möbelladen-Inhaber. Folge: Nicht der Möbelladen durfte öffnen, die Buchhandlungen mussten wieder schließen.

"Das war schon ein Schock", erzählt Beate Hiller. "Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und natürlich ordentlich Bücher bestellt." Dann kam click&collect, klick&meet und seit einigen Wochen dürfen wieder KundInnen in ihr Geschäft kommen. Es sei mühsam, da immer den Überblick zu behalten, findet die Buchhändlerin. Sie erzählt von ihrer Ausbildung, wie begeistert sie damals war. Danach versuchte sie es auch mal an der Uni. Aber das war nicht so schön, wie Bücher an die Frau und an den Mann zu bringen, Lesungen zu veranstalten – sogar während Corona – und Schulen bei der Einrichtung ihrer Bibliotheken zu beraten.

Letzteres sei besonders wichtig, erzählt die Buchhändlerin, denn tendenziell nehme die Bücherlese-Lust bei Kindern und Jugendlichen ab. Da "Buch im Süden" aber ein Augenmerk auf gute Kinder- und Jugendliteratur legt, erlebt Hiller viele junge Menschen, "die verrückt nach Büchern sind". Gerade erst habe sie einen Karl-May-Band für einen Jungen bestellt: "Winnetou 1". "Und Harry Potter liest jetzt die dritte Generation."

Hiller erzählt, warum es als Buchhändlerin nicht ausreicht, Bücher nur zu lieben, was eine gute Beratung ausmacht, wie viele Bücher sie pro Woche liest und – ganz am Ende – gibt sie auch noch Leseempfehlungen.

Mehr im Podcast.


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