Freitag, 17. April 2020
"Wie ein backfrisches Croissant", schreibt Sabrina Schray per Mail und schickt den Link zum brandneuen Musik-Video "Control": Zwei Omas, die sich vor corona-leerer Kulisse gegenseitig Einkaufstaschen über die Rübe hauen, wie in einem Videospiel, und dabei Tiger- und Himbeer-Punkte sammeln. "Bisschen Humor auf die Straße bringen", sagt Sabrina Schray, gerade jetzt, das wollen die "Vampire Cats". Eine "Mädels-Gang noch von damals sozusagen", denn die vier Frauen aus Stuttgart, alle Mitte 30, sind seit mehr als 15 Jahren befreundet.
Bisher haben Sabrina Schray, Surja Ahmed, Jessy Lipp und Kristina Arlekinova vor allem Jam-Sessions zusammen gespielt, bereits viele Jahre lang. Sie haben Theaterstücke zusammen aufgeführt, Texte geschrieben, Performances performt, immer im antikapitalistischen, feministischen Sinne und mit einem Blick auf diejenigen, denen es nicht so gut geht – hier bei uns und auf der ganzen Welt. Das "Ungleichgewicht der Gesellschaft" bearbeiten, nennt es Sabrina Schray. Und das auch mal im Supermarkt: So um 2013/2014 standen sie in einem, verkleidet in Musical-Kostümen haben sie dort gespielt, gesungen und gesprochen. Die Reaktionen? Unterschiedlich. Manche fanden es toll, "andere haben sich gestört gefühlt, weil wir halt grade vor dem Regal mit den Gurkengläsern im Weg standen."
"Frisch und ganz alt" seien die Vampire Cats: Denn erst vor einem Dreivierteljahr haben die Frauen ihre Band gegründet. Eine, die irgendwo zwischen Noise Punk, Elektro und Russen-Techno zuhause ist. Und Humor mit ernsthaftem Hintergrund verbindet. Ihr erstes Lied bestand aus den kleinen Beschreibungstexten auf Kosmetik-Produkten, um zu zeigen, wie sich Frauenkörper in den Augen der Gesellschaft darzustellen haben.
Sabrina Schray selbst ist als Performance- und Videokünstlerin Teil diverser kreativer Projekte. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe CIS, einem "fluiden Kollektiv" das "an der Schnittstellen von Film, Theater und Performance" arbeitet. Für das Stuttgarter Theater Rampe hat Schray an verschiedenen Projekten und Aufführungen mitgewirkt: an der "Matriarchalen Volksküche" im Rahmen des Projekts Volkstheater zum Beispiel, als die Rampe einen Bauwagen auf den Stuttgarter Marienplatz stellte. um die Zukunft des Theaters in Zusammenarbeit mit BürgerInnen neu auszuloten.
Eigentlich hatten die Vampire Cats derzeit eine kleine Tour geplant. Die haben sie, klar, abgesagt. Ihr selbst gehe es gerade ganz gut, sagt Sabrina Schray. "Ich muss improvisieren, aber ich komme schon durch." Aber sie hat Freunde, "die in Gegenden der Welt leben, in denen das Gesundheitssystem nicht so gut ist wie hier", sagt sie. "Ich hoffe wirklich, das diese Zeit genutzt wird, darüber nachzudenken, was wir in der Zukunft nicht mehr so haben wollen."
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