
Diese Frau will nicht das Opfer männlicher Begierden sein! Wenn Ramona im Silberglitzer-String-Fastnichts die Bühne des Strip-Clubs betritt, wenn Strahler sie aus rotrosa Dämmerung ins rechte Licht setzen und wenn sie sich nun, begleitet von Fiona Apples Song "Criminal" und den Zeilen "I’m a bad, bad Girl", akrobatisch um eine Stange windet, wirkt sie wie eine Königin, die selbstbewusst und ein wenig spöttisch auf ihre johlenden Untertanen herabblickt. Sie bleibt auch dann noch oben, wenn sie sich auf alle Viere niederlässt und, nun ja, posiert, also den schwitzigen Kerlen mit ihrem straffen Hintern zuwinkt und -wackelt. Danach duscht sie sozusagen in Dollars, genießt den großen Regen der grünen Scheine, aber nicht mit dankbar-devoter Miene, sondern wie eine Regentin, die wirklich etwas geleistet hat.
Ramona wird gespielt von der fünfzigjährigen Jennifer Lopez, deren Kinokarriere ("Out of Sight") hinter jener als Sängerin zu verschwinden drohte. Mit "Hustlers" feiert sie nun ein großes Comeback auf der Leinwand, ein oscarreifes sogar, wie in amerikanischen Kritiken zu lesen ist. Als Höhepunkt ihres Auftritts wird dabei ihr oben erwähnter energisch-charismatischer Tanz an der Stange hervorgehoben, wohl auch deshalb, weil sich hier der Unterschied zwischen Rolle und Star zu verwischen scheint: Ramona ist J.Lo, J.Lo ist Ramona. Mit großer Selbstverständlichkeit reißt Jennifer Lopez diesen Film an sich, obwohl sie nominell gar nicht die Hauptdarstellerin ist. Die heißt Constance Wu, wird als Erzählerin dieser Geschichte und als schüchtern-kleine Strip-Novizin Destiny eingeführt und von Ramona zur Freundin erkoren. "Komm unter meinen Pelz!", sagt Ramona in einer nächtlichen Arbeitspause auf einem New Yorker Dach zur frierenden Destiny.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!