Wer hat bloß dieses Teil auf dem Schrottplatz entsorgt? Diesen künstlichen Mädchenkopf, aus dem abgerissene Drähte, Schläuche und Metall herausquellen? Doc Ido (Christoph Waltz), der mit Mantel, Hut und Aktentasche aussieht wie ein Bewohner des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts, nimmt das Fundstück mit in sein Labor, das ebenfalls recht angestaubt wirkt, in dem aber modernste Technik steckt. Wir befinden uns nämlich im Jahr 2563 in der Stadt Iron City, die dreihundert Jahre nach dem Großen Krieg ziemlich angemackt, zugerümpelt und "voll" aussieht, so als quetschten sich hier viele Zeiten, Kulturen, Ethnien und Stile zusammen. Und über dieser Metropole, in der Menschen, Roboter und Cyborgs herumwuseln, schwebt die geheimnisvolle Stadt Zalem, deren noch geheimnisvollerer Herrscher immer wieder in die Geschicke der Bewohner von Iron City eingreift.
Aber zurück ins Labor, in dem sich herausstellt, dass das Sammlerstück noch lebt, sich aber an nichts mehr erinnern kann. "Ich kenn' noch nicht mal meinen Namen", sagt der Kopf, dem der ein wenig an Pinocchios "Vater" Gepetto erinnernde Doc nun einen künstlichen Körper bastelt und das Gesamtprodukt dann Alita nennt. Eben so wie seine ermordete Tochter oder wie die Heldin jener japanischen Manga-Serie aus dem späten 20. Jahrhundert, deren Verfilmungsrechte sich schon vor zwei Dekaden der "Titanic"-Regisseur James Cameron gesichert hat. Deren Blockbuster-Umsetzung er aber nun, weil er selber an den Fortsetzungen seines "Avatar"-Abenteuers arbeitet, seinem Kumpel Robert Rodriguez ("From Dusk till Dawn") überlassen hat. Der konnte mit einem Budget von 150 bis 200 Millionen Dollar in die Vollen gehen, also ein 3-D-Spektakel-Kino in der Liga der Marvel- und DC-Superheldenfilme inszenieren.
Alita entpuppt sich ja auch als Superheldin, allerdings als eine aus fernöstlicher Tradition. Anders als Superman, Batman oder Wonder Woman sieht sie mit ihren synthetischen Gliedmaßen eben nicht ganz humanoid aus. Und dann diese riesigen Augen im porenlos glatten Gesicht! In einem gezeichneten Manga wirkt das eher niedlich, in diesem Film jedoch wie ein bizarrer Verfremdungseffekt, wie ein stetiger Hinweis darauf, dass Alita kein Mensch ist und auch darauf, dass die Schauspielerin Rosa Salazar ihr nur ein bisschen von ihrem echten Körper und Kopf leiht, der Rest aber vom Computer und vom Motion-Cap-Verfahren künstlich generiert wird. Kurz gesagt: Es fällt schwer, diese Heldin als Identifikationsangebot zu akzeptieren, auch wenn sie zunächst als Teenie im Ringelpulli herumläuft, sich in den gut aussehenden Motorradbuben Hugo (Keean Johnson) verknallt oder einen kleinen Hund vor einem Stahlungetüm rettet.
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