Pagoden, Minarette, Zikkurate, Glockentürme, Wehr-, Wacht-, Schuld-, Leucht-, Hungertürme, Wassertürme, Bismarcktürme, Kaisertürme, Bohrtürme, Funktürme, Raketentürme. Türme, redensartlich elfenbeinern, oft auch aus Holz, Kunststoff, Onyx (fürs Schachfigurenset), dann wieder derbwuchtig aus Stein, Stahl, Beton: Schier unabsehbar türmen sich die Türme, klein wie groß, und immer kecker kratzen sie an den Wolken. Vor, an, in, auf Turmbauten treiben die Menschen die spektakulärsten, kriminellsten, verdienstvollsten Dinge, man denke nur an den unlängst verbarrikadierten Eiffelturm in Paris. Was sonst noch passiert in den erhabenen, nur selten noch von Türmern bewohnten Gehäusen – die zehn folgenden Rätsel sollen davon erzählen.
Vom weltwunderlichen Pharos bis zum Kirchturm eines Sternguckers
Hoch hinaus zu wollen, ob mit sich selber oder mit einem Bauwerk oder mit beidem, liegt in der Menschennatur. Dementsprechend sieht auch unser Globus aus, zernadelt von Wolkenkratzern, Wohn-, Leucht- und Fernsehtürmen sonder Zahl – Rekord momentan: der Burj Khalifa in Dubai (828 Meter). Frank Lloyd Wright indes, Amerikas berühmtester Architekt, trieb's auf die Spitze: Sein "Illinois", ein dreikantiger Riesenstachel, cityzermalmend hineinplatziert in Chicagos Mitte, sollte exakt eine Meile hoch werden – 1609 Meter mit 528 Etagen. Doch weil er keine überzeugende Lösung parat hatte, wie allein die 76 Fahrstühle unterzubringen seien nebst allen Nottreppen und Leitungsschächten, ist aus dem Plan nichts geworden. Wright starb darüber 1959.
"The Illinois" war, wie man so sagt, ein Leuchtturmprojekt. Der erste wirklich gebaute Leuchtturm der Welt – Pharos, der Alexanderturm – stand allerdings in Ägypten. Alexandria, die junge Hauptstadt des Hellenismus zuunterst am Nil, rief sich mit diesem strahlenden Klotz zum neuen Zentrum der alten Welt aus, und Aristoteles, Euklid, Ptolemäus, sie alle schufen im Geiste daran mit. Gut 1800 Jahre später lugte ein andrer gewitzter Kopf, ein Domherr, aus dem Fenster seines ermländischen Pfarrkirchturms angestrengt ins Firmament – und nun, nach ebendem, was dieser profilierteste aller Sterngucker erspähte und erspekulierte, ging der Menschheit endlich ein Licht auf, sonnenhell, weltbilddurchleuchtend. Die Astronauten mit ihren turmhohen Weltraumraketen (fast so hoch wie das Freiburger Münster: Saturn V) zehren noch heute vom Wissen des geistlichen Herrn.
1 Kommentar verfügbar
Jürgen Klose
am 21.12.2018Der Turm stürzt ein
von Ton Steine…